Kostüme machen stark
Es gibt so manches Spiel auf den „großen“ Konsolen, auf das bin ich neidisch, da ich es mangels Hardware nicht spielen kann. Da freut es mich immer, wenn so ein Spiel nachträglich doch noch den Weg auf eine mir verfügbare Plattform findet. So geschehen mit Costume Quest. Das schaffte es schon durch die Idee im Ganzen bei mir zu punkten. In einem RPG das Halloween-Thema unterzubringen, gefiel mir — trotz meiner nicht vorhandenen Euphorie dem RL-Halloween gegenüber — richtig gut und der Grafikstil dazu schien äußerst passend. Mal als Kind in einem Videospiel durch die Stadt ziehen und dabei Süßigkeiten sammeln… das erinnert doch schon irgendwie an die Kindheit, als das hier noch gang und gäbe zum Fasching war und nicht zum importierten Halloween.
Seit Oktober ist es dem geneigten PC-Spieler nun auch möglich über Steam Costume Quest zu erwerben. Schade, dass es keine Version für die Wii gab, Knuddeloptik ist doch laut vieler geradezu prädestiniert für eine „Kinderkonsole“. Aber wie auch immer, auf dem PC habe ich es gekauft, auf dem PC habe ich es gespielt und jede Sekunde genossen. Die Geschichte, hat mir so gut gefallen, wie ich es erwartet hatte: Mit Reynold und seiner Schwester Wren um die Häuser ziehen und Süßigkeiten sammeln, wobei sie auf Grubbins treffen, die Wren entführen. Die Grubbins sind Monster, die alle Süßigkeiten stehlen wollen. Dazu gibt es natürlich die obligatorische böse Hexe, die den Grubbins Anweisungen erteilt. Reynold will seine Schwester natürlich retten, muss dazu aber weiter auf Süßigkeitenjagd gehen, da die Grubbins sonst nicht abziehen und somit das Tor ins nächste Gebiet öffnen. Auf seiner gefährlichen Quest trifft Reynold aber noch auf zwei weitere Mitstreiter, die ihn unterstützen.
Es ist so, wie es klingt: Kein episches Fantasy-RPG. Es ist kindgerecht, es ist ein Leichtgewicht, es hat kaum Tiefgang. Costume Quest lebt davon, dass man sich auf die Simplizität einlässt, denn nicht nur die Story ist einfach gehalten, das gesamte Gameplay ist es. Als Reynold laufen wir durch die Stadt und gehen von Tür zu Tür, um zuckerhaltige Leckerreien abzusahnen. Ab und zu passiert es, dass kein Mensch die Tür öffnet, sondern einer der fiesen Grubbins. In so einem Fall gilt es zu käpmfen, ganz klassisch rundenbasiert. Der CLou an der Sache ist aber, für den Kampf verwandelt sich der kleine Protagonist in das, was er als Kostüm trägt. Er kann den Feinden also als Roboter entgegentreten oder sie aber als Ritter bekämpfen. Und das sind noch die „normalen“ Versionen. Es gibt unter anderem auch noch ein Einhorn- und ein Pommes-Kostüm. Im Kampf entfaltet sich aber wieder die Einfachheit, denn es gibt nur zwei mögliche Kampfoptionen: Den normalen und den Spezialangriff. Letzterer benötigt immer zwei Runden um verfügbar zu sein und ist für jedes Kostüm individuell. Zwar gibt es beim normalen Angriff die Möglichkeit, durch erfüllen einer Bedingung (z.b. rechtzeitig eine Taste drücken), mehr Schaden zu verursachen, aber Tiefgang fügt das nicht hinzu. Für etwas Tiefgang sorgen eher die Sticker, mit denen die Kinder „ausrüstbar“ sind. Ein Sticker sorgt beispielsweise für mehr kritischen Schaden, erhöhte Verteidigung oder HP-Regeneration.
Neben den Kämpfen gibt es natürlich auch noch Nebenquests, durch die man sich weitere Sticker oder auch Kostüme sichert. Die beschränken sich aber, wie die Hauptaufgaben auch, auf das Durchsuchen der Spielwelt. Finde 6 Kinder hier, finde 6 Kinder dort. Besorge Person X Gegenstand Y. Auch gibt es für viele Dinge Süßigkeiten als Belohnung. Die verzehrt man im Spiel allerdings nicht, sondern nutzt sie als Zahlungsmittel, um sich im laden weitere Sticker zu kaufen.
Man kann darüber schreiben, so viel man will, aber es ist einfach, es ist simpel und ist in diesem Falle auch gut so. Es ist ein RPG für zwischendurch. Das unterstreichen auch die ca. sieben Stunden, die man fürs Durchspielen benötigt. Darin enthalten sind schon der DLC, der in der PC-Version inklusive ist, und das Lösen aller Nebenquests. Klingt kurz, aber ich hatte meinen Spaß dabei. Und außerdem würde eine höhere Spielzeit dem Game gar nicht gut tun, da es eben so ein Leichtgewicht ist. Es würde dann nur auffallen, dass es viel zu leicht ist und dass die Aufgaben kaum unterschiedlich in den jeweiligen Gebieten sind. Auch hat es meines Erachtens absolut keinen Wiederspielwert.
Problematisch ist auf dem PC allerdings, dass es eine recht schlechte Portierung ist. Zwar unterstützt Costume Quest löblicherweise nicht nur den 360-Controller, sondern hat auch auf Anhieb meinen per Adapter angeschlossenen PS2-Controller erkannt, allerdings war die Achse des rechten Sticks um 90° verdreht und ich konnte eine Schultertaste nicht nutzen. Es war mir daher im Menü nicht möglich, rückwärts durch die verschiedenen Punkte zu blättern, sondern nur vorwärts. Auch machte bei mir das Steam-Overlay Probleme. Das Spiel flackerte kurz beim Start und zeigte dann nur noch einen schwarzen Bildschirm. Nach Abschaltung der Steam-Community im Spiel, lief es aber problemlos. Schade, dass Portierungen immer wieder mit solchen Fehlern veröffentlicht werden und es anscheinend keine Anstrengungen gibt, das überhaupt zu fixen…
13. Dezember 2011 um 20:28
Costume Quest habe ich auch noch in meiner Warteliste, das was ich vom Spiel aber schon erleben durfte, macht wirklich Spaß. Da stört es mich auch nicht, dass das RPG stellenweise schon fast zu einfach ist, der Charme des Spiels entfesselt sich nicht selten im (für mich) genialen Humor. Die deutsche Eintextung ist meiner Ansicht auch gelungen, der Witz kommt sowohl in der deutschen Fassung als auch in englischer Sprache voll zur Geltung.