RAGE – Ballern in der Endzeit

Es gibt Spiele, die bei mir ewig warten müssen, bis sie Aufmerksamkeit bekommen. Manchmal zu Unrecht, weil sie einfach eine Menge Spaß machen. Zuletzt war das RAGE, der im Jahre 2011 veröffentlichte Shooter von id Software, der mir so viel Spaß gemacht, wie es lange kein Shooter mehr geschafft hat. Und das, obwohl er doch ein paar sehr nervige Macken hat. Das kann u.a. daran liegen, dass ich Endzeit-Szenarien mag. Auch, wenn ich sagen muss, dass die Story nun — wie bei den meisten Spielen — absolut nichts Besonderes ist. Aber ich beschwer mich ja dauernd über so was.

Ein Asteroid droht, die Menschheit auszulöschen. Als letzte Hoffnung der Menschheit werden in unteriridschen „Archen“ auserwählte Menschen in einen Kryoschlaf versetzt, die den Fortbestand sichern und die Zivilisation wieder aufbauen sollen. Wie bei solchen Szenarien üblich, kommt nichts, wie es kommen soll und die Archen werden beschädigt, somit auch die Kryokapseln, was zum Tod der meisten dort Eingefrorenen führt. Wie es der Zufall so will, ist unsere Kapsel aber weiterhin funktionstüchtig und wir wachen 106 Jahre nach dem Aufprall des Asteroiden auf. Als wir nach draußen gehen, werden wir direkt von irgendwelchen Wilden angegriffen und von einem Unbekannten gerettet. Dann erfahren wir noch, dass die Wilden Banditen sind, es zusätzlich noch Mutanten gibt, die Regierung böse und natürlich technisch extrem weit entwickelt ist, die Menschen unterdrückt, verängstigt und vor allem Überlebende der Archen fängt und meist tötet. Die Netten dieser Zeit, wie unser Retter namens Dan, organisieren sich in Städten und handeln miteinander. Im Grunde also ein 08/15-Szenario mit mehreren Parteien, wovon fast alle uns gerne tot sehen möchten.

Aber trotz dümmlicher Story wirkt die Welt mehr oder weniger glaubwürdig. Und es macht Spaß, sich durch diese Welt zu bewegen, die durch Ruinen an ihre besseren Zeiten erinnert. Spielerisch natürlich über jeden Zweifel erhaben. Wenn die bei id was können, dann das Shooter-Gameplay befriedigend zu gestalten. Es gibt einen Haufen interessanter Möglichkeiten, seine Gegner kalt zu machen und die KI ist auch nicht die dümmste, die es gibt. Aber auch der Fahrzeugpart ist sehr gut gemacht, sodass die Steuerung der Fahrzeuge im Spiel eher an ein Rennspiel als an einen Shooter erinnert. Mühe gegeben haben sie sich dabei durchaus.

Allerdings hat mich ein Punkt bei RAGE extrem gestört: Die Welt suggeriert eine Open World zu sein, viele Möglichkeiten zu bieten. Im Grunde ist es aber auch nur ein lineares Spiel, bestehend aus zwei Teilen: Ein Außenareal und Städte & einzelne Gebäude; letzteres sind im Grunde reine Missionsgebiete, die nur zu Fuß erkundet werden. Dabei ist immer vorgegeben, welchen Weg man durch ein Areal zu nehmen hat. Finde ich sehr schade, weil diese Welt eben so schön gestaltet ist und dazu einlädt, auf Erkundungstour zu gehen. Davon wird man aber von minimal hohen Kanten, über die man nicht springen kann, abgehalten. Im Grunde will das Spiel, dass man von Punkt A nach Punkt B fährt und Auftrag XY ausführt, auch wenn es etwas völlig anderes suggeriert.

Natürlich gibt es auch neben der Hauptstory Einiges zu erleben. Es gibt eine Menge Nebenmissionen. Die Nebenmissionen sind aber genauso linear wie die Storymissionen und waren für mich nach wenigen Aufträgen nicht mehr interessant, da man viel zu oft in bekannte Gebiete zurück muss. Dafür gibt es aber eben auch interessante andere Möglichkeiten, sich zu beschäftigen: Das Autofahren ist nicht auf die Fortbewegung im großen Außenareal begrenzt, zusätzlich bietet RAGE die Möglichkeit, an Rennen teilzunehmen, um dort Punkte zu verdienen, die bei einem Händler gegen Fahrzeugupgrades eingetauscht werden können. Recht sinnvoll, da man im Außenareal auch immer mal wieder auf Banditenfahrzeuge trifft und diese natürlich geradezu herausfordern, dass man sie platt macht.

Das Spiel bietet allerdings auch Möglichkeiten, sein hart erarbeitetes Geld zu verspielen. Dafür gibt es u.a. ein Kartenspiel. Da jeder sicher Magic, Yu-Gi-Oh oder irgendein sonstiges Kartenspiel in dem Stile kennt, kann man sich in etwa vorstellen, wie das abläuft. Karten für das Spiel kann man kaufen und verstreut in der Welt finden. Durchaus eine nette Beschäftigung, wenn man alle dieser Karten haben möchte. Für Wagemutigere gibt es auch noch das Messerspiel. Ja, genau, das, wo man sich mit einem Messer zwischen die gespreizten Finger sticht und Gefahr läuft, sich selbst zu verstümmeln. Es gibt im Grunde also genügend zu tun und entdecken, wenn man sich denn drauf einlässt. Hab ich nicht wirklich getan, weil mir das Folgen der Hauptstory wesentlich mehr Spaß gemacht hat.

Technisch hatte allerdings ich ein paar Probleme mit RAGE. Es ist ja bekannt, dass das Game Probleme mit nachladenden Texturen hat. Ist recht unschön, wenn man sich mal zur Seite dreht und sich da einfach mal alles nach und nach von Matsch zu ansehnlichen Grafiken wandelt. Um dem entgegenzuwirken gibt es allerlei Hilfen und Anleitungen im Netz. Die sind aber mit Vorsicht zu genießen. Es half mir zwar, dass die Texturen nicht mehr nachgeladen werden, aber sorgte irgendwann dazu, dass mich nach einem Ladebildschirm ein Bluescreen begrüßte und meine Speicherstände alle kaputt waren. Als ich alles wieder zurückgesetzt habe, funktionierte es zwar wieder, aber mit dem Texturenproblem. Und von vorne anfangen musste ich auch, nach 6 Stunden Spielfortschritt. Sehr ärgerlich.

Abseits davon aber hat mir RAGE wirklich sehr gut gefallen. Wesentlich besser, als die meisten anderen Shooter, die ich in jüngster Vergangenheit gespielt habe.

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