Drachige Quests – Die Neunte!

Mit Dragon Quest VIII und Dragon Quest Monsters Joker konnte mich die RPG-Serie in seinen Bann ziehen. Natürlich musste darauf hin natürlich der neunte Teil in meine Sammlung übergehen, auch wenn es früher als erwartet durch einen glücklichen Zufall geschah. Über ein paar Monate verteilt habe ich daraufhin über 70 Stunden in einen der letzten großen Titel für Nintendos DS gesteckt und ich bin ein wenig enttäuscht. Dragon Quest ist so ein großer Name und nach dem großartigen 8. Teil habe ich vielleicht auch etwas viel erwartet…

Dragon Quest IX ist für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich hatte zwar Spaß beim Zocken, das lag aber eher an meinem Faible für klassische JRPGs und weniger an dem Game selbst. Stunden habe ich damit verbracht, reichlich sinnlos meine Truppe zu leveln, um mächtig zu werden und meine Feinde in den Boden zu rammen. War selten nötig, das so exzessiv zu betreiben, wie ich es tat. Aber daraus entsteht für mich bei vielen RPGs einfach ein großer Teil des Spielspaßes.

Während des Spielens hat mich die Story auch nicht großartig vom Hocker gerissen. Als Himmlischer dient der Protagonist dem Zweck, Benefizit von den Sterblichen zu sammeln, um sie dem Weltenbaum im Observatorium hoch über der Erde darzubieten. Alles nur, damit dieser Baum irgendwann seine Früchte trägt. Dann dürfen die Himmlischen ins Reich des Allmächtigen aufsteigen. Aber natürlich kommt alles anders, als gewollt und es geschieht ein Unglück. Dabei fällt der Protagonist auf die Erde und ist für die Menschen nicht mehr unsichtbar, wie es eigentlich der Fall wäre. Auch hat er keine Flügel mehr. Er scheint sterblich, kann aber dennoch weiterhin mit Himmlischen und anderen Wesen interagieren, die die Menschen nicht sehen. Also wohl doch nicht ganz so sterblich. Auf jeden Fall ist die Aufgabe klar: Der Protagonist muss zurück ins Observatorium gebracht werden. Auf der Reise geschehen natürlich vielerlei Dinge, es wird nach und nach aufgedeckt, was es mit dem Unglück auf sich hatte, etc. pp.

Protagonist benutze ich übrigens aus gutem Grund: Das Spiel gibt einem die Wahl, wie der eigene Held auszusehen hat oder ob es nicht sogar eine Heldin sein soll. In gewissem Maße ist er nach Gutdünken definierbar. Sprechen darf er oder sie aber serientypisch nicht. Was schon ein sehr großes Manko in diesem Spiel ist. In Dragon Quest VIII war der Held zwar auch stumm, aber dort gab es immerhin noch seine drei Kampfgefährten und den verzauberten König, die sprechend ins Geschehen eingriffen. Der Nachfolger ist allerdings so stark auf Multiplayer ausgelegt, dass es hier gar keine sprechenden Gefährten gibt. Zwar darf man sich als Solo-Abenteurer weitere Unterstützer im Editor konfigurieren und bis zu drei mit auf die Reise nehmen, aber es sind nur leere Hüllen, die dem Helden hinterherdackeln. Da besteht das gleiche Problem, das ich in meiner Meinung zu Crystal Chronicles: Echoes of Time schon ansprach. Die Spielercharaktere sind bloßes Mittel zur Interaktion mit der Spielwelt, sie werden nicht mit ins Spiel einbezogen. Das hat mich doch ungemein gestört und nahm mir auch jeglichen Reiz an der Story. Zwar wird man ab einem Punkt von einem feenähnlichen Wesen begleitet, aber das wirkt durch den sehr erzwungenen Humor durch von ihr dauernd falsch gesagte Sprichworte und co. alles andere als auflockernd. Eher lächerlich.

Es ist einfach spürbar, dass sehr auf den Multiplayer-Aspekt gesetzt wurde. Viel zu sehr. Es mag komisch klingen, dass diese Stummheit mich so extrem gestört hat und es wird Leute geben, denen ist das egal, aber für mich war diese Singleplayer-Erfahrung dadurch einfach komplett zerstört. Es fühlte sich einfach falsch an. Als wolle man mich dazu zwingen, dass ich mir echte Leute suche, die das mit mir zocken. Aber die Wahl will ich dann doch lieber selbst haben. Was mich dann aber trotzdem bei Stange gehalten hat, war eben das Klassische im Spiel. Rundenbasierte Kämpfe, ein Job-System, eine weitläufige Welt mit Geheimnissen und Nebenquests, eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen, Skillmöglichkeiten. Es bietet das, was ich von einem RPG erwarte, auf dem „Square Enix“ prangt — auch wenn meine Erwartungen bezüglich dieser Firma in den letzten Jahren schon sehr weit gesunken sind.

Was andere gestört hat, war mir aber total egal. Auf dem Spielmodul ist nur Platz für einen Speicherstand. Das hatte im Vorfeld ja schon einige Gemüter extrem erhitzt. Vielleicht liegt’s bei mir aber auch daran, dass es mit einmaligem Durchspielen auch abgehakt ist und vermutlich nie wieder gezockt wird. Soll nur im Regal stehen und meinen Sammlertrieb Genugtuung verschaffen. Reicht. Da werden mich auch nicht der schöne Soundtrack, die gelungene Optik und die wunderbare Übersetzung nicht noch mal zum Durchspielen überreden können. Dafür ist mir diese Multiplayer-Fixierung einfach zu bemerkbar, wenn ich alleine spiele. Es hätte für mich ein richtig gutes Game sein können, wäre der Held nicht einfach komplett austauschbar. Wäre er eine Mischung aus Elefant und Tiger, es hätte am Spiel nichts geändert, spricht ja eh kein Wort und wird wenn nötig einfach nur mal eben in eine der Cutscenes gesetzt. Gerade in Cutscenes wirken stumme Protagonisten in Spielen für mich oftmals so, als wären sie geistig nicht ganz auf der Höhe.

Klingt jetzt alles natürlich sehr desaströs, allerdings muss ich da natürlich erwähnen, dass ich auf dem DS und überhaupt schon so viele bessere RPGs gezockt habe. Allein auf dem DS seien an guten Alternativen nur mal Magical Starsign, Final Fantasy: The 4 Heroes of Light und Golden Sun: Die dunkle Dämmerung aufgezählt. Bei letzterem habe ich zwar auch gemeckert, aber es hat mir trotz der Schwächen mehr Spaß gemacht, als Dragon Quest IX, das im Grunde nur eine verdammt große Schwäche hat. Immerhin kränkelt es aber nicht an der Technik oder dem Umfang, sodass jeder, der darüber hinwegsehen kann, eine Menge Spaß mit dem Spiel haben könnte.

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