Zwei gegen Vampire

Ich habe eine recht breit gefächerte Auswahl an DS-Games im Regal zu stehen. Leider kommt es auch bei vielen Spielen immer wieder vor, dass ich eines anfange, irgendwann beiseitelege und es nie beende. Eins dieser Games ist Lunar Knights, das im März 2007 in Europa erschien und vom namhaften Studio Kojima Productions stammt. Kojima — ein vielversprechender Name. Und auch Studio 4°C hat mitgewirkt (Cutscenes). Aber ist das recht unbekannte Spiel aus der Boktai-Reihe eine Perle unter den DS-Games?

In der Welt von Lunar Knights haben die Vampire die Herrschaft übernommen. Da Vampire etwas gegen das Sonnenlicht haben, verdunkelten sie den Himmel mithilfe des Sonnenschirms. Außerdem halten sie sich einige Menschen in einer Stadt als lebende Nahrungsquelle. Klingt nicht gerade nach einer Welt, in der man leben möchte. Damit wir als Spieler die Herrschaft der Vampire beenden, werden uns zwei Spielcharaktere in die Hand gedrückt: Der durch Wut und Hass getriebene Schwertkämpfer Lucian und der gerechtigkeitsliebende Pistolenheld Aaron. Den beiden stehen die Terrennials — quasi Schützer des Planeten, die jeweils ein Element symbolisieren — zur Seite. Mit dieser Hilfe schnetzeln wir uns in isometrischer Perspektive und gelungenem 2D-Design in Action-RPG-Manier durch das Spiel.

Durch die Terrennials verursachen dann auch die Waffen der Protagonisten Elementarschaden, allerdings wird bei jedem Angriff Energie verbraucht. Bei der Energie kommt allerdings ein äußerst interessantes Feature ins Spiel: der Tag- und Nachtwechsel. „Oh, wie toll. haben andere Spiele auch!“ Ja, das haben sie. Bei Lunar Knights ist es aber so, dass Aaron seine Energie von der Sonne bezieht und Lucian seine vom Mond. Wenn es also Tag ist, kann Lucians Energie ohne entsprechende Items nicht regeneriert werden. Gilt andersherum natürlich auch für Aaron. Letzterer benötigt auch zwingend einen Terrennial, um seine Solarpistolen überhaupt abfeuern zu können. Daher war Lucian im Spiel immer meine erste Wahl, denn die Plätze, um Energie aufzuladen (anscheinend Fenster in der Decke), sind stellenweise rar gesät und auf Itemdrops verlasse ich mich nicht. Aber nicht nur Tag und Nacht haben Auswirkung, auch das Wetter, die Bewölkung und die Windgeschwindigkeit beeinflussen bestimmte Dinge, wie beispielsweise die Werte der Ausrüstung. Es gibt also keine beste Rüstung, da bei starkem Wind die eine Kopfbedeckung mehr Rüstung gibt, die andere sich aber bei strahlendem Sonnenschein besser eignet. Die elementaren Helfer dienen übrigens auch noch einem anderen Zweck: Mit der Zeit lädt sich die Trance-Anzeige der beiden Helden auf, woraufhin sie sich mit einem Terrennial verbinden können, um Spezialattacken auszuführen. Natürlich sind das je nach Element andere Attacken.

Durch das Erledigen von Gegnern sammeln Aaron und Lucian RPG-typisch Erfahrungspunkte, die natürlich für Levelaufstiege sorgen. Mit jedem Levelaufstieg werden uns Skillpunkte zur Verfügung gestellt, mit denen wir die Helden in drei verschiedenen Punkten — erhöhte Lebensenergie, mehr Energie, erhöhter Angriffsschaden — verbessern dürfen. Das schien mir nicht die enormen Auswirkungen zu haben, da ich beide verschieden geskillt habe, aber immerhin vermittelt es den Eindruck, dass wir die Charaktere nach eigenem Gutdünken gestalten können.

Neben dem Action-RPG-Part gibt es auch noch einen zweiten Teil im Spiel. Sobald wir einen der Vampirbosse erledigt haben, was wir natürlich müssen, um die Welt von ihnen zu befreien, muss dieser noch im Sonnenlicht gereinigt werden. Dafür fliegen wir mit einem Raumschiff ins All und schlagen uns in einer Shootereinlage hinter den Sonnenschirm. Auf dem Weg kommen uns natürlich allerlei Gegner entgegen, denen wir entweder ausweichen oder sie auseinandernehmen. Am Ende wartet auch hier wieder ein Zwischenboss. Ich persönlich fand diesen Teil des Spiels absolut nervig, da es unnötig in die Länge gezogen wird. Aber auch die Steuerung nervt unwahrscheinlich…

Die Steuerung in dem Spiel ist so undurchdacht, wie es nur geht. Mir kommt es vor, als wollten die Entwickler einfach alles unterbringen, was nur irgendwie geht. Im RPG-Teil lässt sich das Spiel fast komplett mit den Tasten steuern. Also bewegen, angreifen, Menü, Dialoge, alles geht relativ problemlos darüber. Aber sobald man die Trance aktiviert, wird bei einigen Terrennials der Stylus benötigt. Innerhalb kürzester Zeit muss man also die Steuerung wechseln. Im Shooter-Part wird hingegen komplett auf den Touchscreen gesetzt. Mit dem Stylus wird das Schiff bewegt und mit dem Stylus wird gezielt und geschossen. Beides gleichzeitig geht daher nicht und sorgt für den ein oder anderen unfreiwilligen Tod. Was dagegen sprach, die Bewegung übers Steuerkreuz zu realisieren, soll mir mal jemand erklären… Auch die Dialoge im All darf man nur über den Touchscreen steuern. Die beiden Teile spielen sich wie unterschiedliche Spiele. Das wirkt nicht wie aus einem Guss.

In dem Spiel stecken verdammt viele gute Ideen. Vermutlich stammen viele davon aus den vorherigen Teile der Boktai-Serie, aber leider konnte ich bisher keines davon in meine Sammlung aufnehmen. Es ist einfach schade, das Konzept des Spiels wirkt einfach an sich verdammt gut, aber durch Kleinigkeiten wird so viel kaputt gemacht. Dabei ist es nicht nur die Steuerung. Auch die Übersetzung (typisch Konami?) wirkt als käme sie von mindestens zwei verschiedenen Personen. Der Großteil ist recht gut und bietet keinen Anlass zum meckern, aber stellenweie scheint der Übersetzer dem Alkohol verfallen zu sein, sodass dann so was bei rauskommt: „Je stärker der Mondlicht ist. desto schneller dunkle Energie auflgeaden wird.“ Alle Fehler im Satz sind so im Spiel vorhanden. Es ist einfach so schade, ohne die Fehler könnte das einer der Top-Titel auf dem Handheld sein. So leider nur, wenn man über ein paar meines Erachtens grobe Mängel hinwegsehen kann.

2 Kommentare

  1. Das Grunzkonzept des Spieles klingt wirklich interessant ^^
    Mich würde ja mal interessieren, wie dieser „Schirm“ aussieht.
    Es klingt eigentlich auch sehr cool, mit den Tag/Nacht-Fähigkeiten : )
    Sehr schade, dass die Steuerung in manchen Bereichen vermurkst wurde. Bei sowas hab ich immer das Gefühl, man wolle unbedingt etwas „touch“ ins Spiel bringen, wo es doch ohne einfach besser zu spielen wäre.
    Das mit der Übersetzung finde ich nun wirklich strange xD

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  2. Den Sonnenschirm sieht man im Spiel selbst nicht, es wird nur angedeutet, dass er aus mehreren Teilen besteht, wovon jeder Vampirboss einen unter Kontrolle hat.

    Das Problem, das unbedingt die Steuerung des DS genutzt werden muss haben ja eh so einige Spiele, leider. Dabei könnte das mit ein wenig Brainstorming auch meist gut umgesetzt werden, oft ist es aber einfach nur reingeklatscht, damit es drin ist… Gleiches gilt aber auch für die Bewegungssteuerung der Wii…

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