Vor kurzem wurde ich dazu gedrängt, wieder mit League of Legends anzufangen. Hatte ich zwar anfänglich überhaupt keine Lust drauf, aber nach einigen Spielen kam die dann doch wieder. Aber nicht nur die Lust kam wieder, sondern auch ein weiteres Mal die Erkenntnis, dass Online-Gamer allesamt cholerische Flamer sind. Zumindest in bestimmten Spielen. Ich spiele wirklich nicht so viele Games online, aber gerade bei Warcraft III und League of Legends fällt es doch extrem auf, wie sehr sich manch einer aufregen kann. Da ich momentan aber primär LoL online spiele, bezieht sich das Nachfolgende auch darauf.

Ich sollte Vorab vielleicht auch sagen, dass mir der Spaß am Spiel das Wichtigste ist. Spaß entsteht bei mir nicht daraus, immer und gegen alles und jeden zu gewinnen. Man kann auch ein gutes Spiel erleben und trotzdem gnadenlos verlieren. Das klingt für den ein oder anderen sicher komisch, ist aber einfach so. Das sehen auch unendlich viele Menschen anders. Einige davon trifft man in LoL. Wegen denen hab ich ähnliche Erfahrungen gemacht, wie Bloggerkollege Web.

Flamer, die kontinuierlich rummaulen, dass man stirbt, gibt es mit Sicherheit in jedem Game, aber so was affiges, was ich bei LoL erlebt habe… Das war auch schon eher lustig als total nervig. Ich bin relativ häufig gestorben, weil unsere Gegner einfach wesentlich besser waren als wir. Trotzdem war ich nicht der mit den meisten Toden, das war erstaunlicherweise der, der meinte Gegner XY wäre durch mich einfach völlig gefeedet worden und wir hätten dadurch das Spiel doch eh schon verloren. Dass nicht nur nicht so häufig gestorben war wie er, sondern auch mehr Kills auf dem Konto hatte, hat er erfolgreich ignoriert. War ja schließlich trotzdem alles meine Schuld. Vor allem dass er stirbt, wenn er auf Level 3 Tower Diving betreibt und natürlich von gegnerischen Champion, den Minions und dem Turm völlig zerrissen wird. Da muss ich gestehen: Das war eindeutig meine Schuld. Wessen auch sonst?

Aber den konnte man noch ignorieren, weil der Rest des Teams ihn auch ignoriert und fröhlich weitergespielt hat. Nerviger sind die, die alles und jeden als Noob bezeichnen. Durch einen unglücklichen Zufall bin ich als erster gestorben (First Blood, yaay!), weil ich vorm Minion Spawning alleine gegen zwei Champions stand. Mein Lane-Partner stand irgendwo in Sicherheit und half mir nicht. Als ich gestorben bin, lies er ein cooles „Noob down“ raus. Im Laufe des Spiels bin ich aufgrund seines Verhaltens noch einige Male gestorben. Er muss ja mit vollen Lebenspunkten unbedingt weglaufen, während die auf mir rumkloppen. Mehr als ein „Thanks for your Support“ hab ich dann aber auch nicht geschrieben. Hätte ihn jetzt auch völlig zutexten können, aber bringt es mir was? Nein. Außer vielleicht, dass mich das halbe Team nach dem Spiel meldet. Ich bin einfach auf eine andere Lane gewechselt, wo nur einer war und hab den Typen seinen Scheiß alleine machen lassen, er wollte ja augenscheinlich kein Teamplay.

Ein anderes gutes Beispiel für diese „Alle anderen sind Noobs“-Typen hab ich in einem 3 vs. 3 gefunden. Wir haben das gegnerischen Team von Anfang an ziemlich zerstört. Alle 3 Helden innerhalb kürzester Zeit erledigt. Von einem aus dem anderen Team kam dann die Meldung, dass wir ein ziemlich gutes Team wären. Der eine bei uns schrieb dann nur zurück, dass er das Team wäre. Äußerst arrogant. Erinnert sehr an die, die immer behaupten, an einer Niederlage wären grundsätzlich ihre Teammates schuld und sie wären die einzigen guten Spieler.

Da frag ich mich immer, wieso einige Leute meinen, sie wären was Besseres und müssten andere dumm anmachen. Das könnte ich bei Ranked Matches noch fast verstehen, aber garantiert nicht bei normalen Matches, die dafür da sind, dass man sich austoben und mal total dämliche Sachen anstellen kann. Am Ende des Games bekommt man sowieso seine Influence Points und Erfahrungspunkte, egal ob gewonnen oder verloren. Und soweit ich das gesehen habe, wird keinem anderen angezeigt, wie viele Spiele man verloren hat. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass man bei Matchmaking nicht zwingend mit Leuten zusammengeworfen wird, mit denen man so super im Spielstil harmoniert, dass man innerhalb von 5 Minuten die Map dominiert. Aber die Erwartungen der Leute sind anscheinend so groß, dass sie unbedingt ihre Flame-Skills auspacken müssen, wenn die nicht erfüllt werden.

Flames erlebt man bei League of Legends auch oftmals, weil die ganzen „Pros“ den „Noobs“ unbedingt aufzeigen müssen, dass ihr Equipment scheiße wäre. Find ich immer unheimlich lustig. Mich hat deswegen zwar noch keiner angemacht, aber die allgemeine Meinung scheint zu sein, es gäbe nur eine richtige Spielweise für einen Champion. Wer nicht so spielt, ist ein Noob. Ich schau mich zwar auch im entsprechenden Wiki nach den empfohlenen Builds um, aber nicht um das zu benutzen, sondern nur um mir Anregungen zu holen, wie ich mein eigenes Verbessern kann. Ich spiele primär Tristana. Empfohlen wird bei ihr auf Damage und Armor Penetration zu gehen. Ist zwar schön und macht mächtig Damage, aber das ist nicht, woran ich viel Spaß habe. Ich skille meine Tristana auf Angriffsgeschwindigkeit und hab damit schon mehr als einen Gegner überrascht und niedergerungen. Ich wüsste auch nicht, wieso ich mich an eine Anleitung anderer halten sollte, dann könnte ich direkt einfach anderen beim Zocken zugucken.

Wie gesagt, ich muss nicht zwingend gewinnen, um Spaß am Spiel zu haben. Ich will meine eigenen Erfahrungen machen, vereinzelt Fehler machen dürfen. Ich möchte Sachen ausprobieren, die vielleicht total bescheuert sind. Sie könnten sich aber auch als nützlich erweisen. Wäre schön, wenn viel mehr Leute so denken würden. Ist ja nicht so, als würde das Teamplay darunter leiden. Das leidet unter Flamern, die meinen, sie müssten ihr eigenes Team demoralisieren und sind grundsätzlich besser als andere. Diese Leute können wohl nur Spaß am Spiel haben, wenn sie gewinnen. Bis zum Sieg scheint alles für die Arbeit zu sein. Erst danach ist es Spaß. Ein schönes Spiel mit unerwarteten Wendungen und guten Nutzungen der Skills finde ich persönlich doch wesentlich spaßiger. Der Sieg wäre ein netter Zusatz, aber sicher nicht das, was ein Spiel gut macht. Natürlich nervt es mich auch oft, wenn einige dauernd unfassbar dumme Sachen machen, aber deswegen mutier ich doch nicht zum Rage-Master.

Ich muss aber auch sagen, dass ich eine Menge netter Leute bei LoL getroffen habe, die anscheinend eine ähnliche Denkweise an den Tag legen wie ich. Da machen die Spiele besonders Spaß.