Der persische Schlächter

Es gibt gute Spiele, Es gibt schlechte Spiele. Und dann gibt es diese Bastarde dazwischen. Nicht gut nicht schlecht, aber ein bisschen von beidem. Garshasp: The Monster Slayer von Dead Mage ist einer dieser Vertreter. Ein ambitioniertes Projekt, das leider nicht der große Wurf ist.

Gestoßen bin ich nur rein zufällig darauf. Dass es bei Steam momentan für 2,50 € verschleudert wird und die Screenshots sehr interessant aussahen, waren die Gründe, es mir zu holen. Es hat ein wenig nach einem God-of-War-Klon ausgesehen und da mir der erste Teil der Reihe ziemlich gut gefallen hat, obwohl ich es bisher nie zu Ende gebracht habe, kann man sich so einen Abklatsch ja ruhig mal angucken.

Problematisch war dabei nur, dass das Game rumzickt. Beim ersten Start werden, wie bei Steam-Games üblich ist, diverse Dinge installiert. Darunter PhysX und Flash Player X. Funktionierte nur nicht. Entweder sind die mitgelieferten Installer fehlerhaft oder total veraltet. Wer weiß das schon. Der erste Schritt zur Lösung war, die nervigen Bestandteile aus der installscript.vdf zu entfernen. Danach den Kram von Hand ausführen bzw. im Falle von Flash es zu ignorieren. PhysX musste ich sogar zweimal installieren, damit es im System war. Was auch immer so was verursacht… Aber auch danach startete Garshap nicht über einen Klick auf Spielen in Steam, sondern nur über die entsprechende .exe im Spielverzeichnis. Ich bin auch nicht der Einzige mit solchen Problemen; das Forum quillt gerade zu über mit Fehlerberichten. Jedenfalls lief es dann mehr oder weniger problemlos und ich konnte mir endlich einen eigenen Eindruck vom Spiel verschaffen.

Und wie vermutet, es wandelt spieltechnisch wirklich auf Kratos‘ Pfaden. Es gibt immer wieder diverse Monster niederzustrecken; einige davon sind schneller zu erledigen, sobald ein Icon über ihnen erscheint und man sie dann greift, um ein Quick Time Event auszulösen. Bei Bossgegner ist das Pflicht. Es erreicht in den Animationen zwar nicht die Qualitäten des mutmaßlichen Vorbilds, aber hässlich ist auch anders. Im Grunde ist es also auch ein simples Hack & Slay. Hier und da muss ein Schalter umgelegt werden, damit sich ein weiterer Weg öffnet, aber so linear wie alles aufgebaut ist, kann ich das auch nicht als besonders schwer bezeichnen. Schwer sind nur stellenweise die Sprungpassagen, weil die Kamera fest ist. So bin ich manchmal gestorben, weil ich die Entfernungen nicht richtig abschätzen konnte. Zum Glück bietet das Spiel gütige Rücksetzpunkte, die oft direkt vor solchen Passagen platziert sind.

Es wäre allerdings nur zu schön gewesen, wenn die Steuerung besser wäre. Die ist zwar frei belegbar, aber wenn man ein Gamepad benutzt, darf man den linken Stick nicht umbelegen, sondern muss mit dem Steuerkreuz rumlaufen. Da kann ich auch gleich bei der Tastatur bleiben, die sich für solche Spiele einfach nicht eignet… Linker (zum Laufen) und rechter Stick lassen sich zwar per Option vertauschen, aber die Steuerung war total verbuggt: Nach unten halten und Garshasp läuft nach oben? Generell hab ich aber so manches Problem mit der Steuerung gehabt, weil sie einfach manchmal nicht so reagiert hat, wie ich es wollte… Und wenn ich nicht ein wenig seitlich sondern direkt vor einem Schalter stehen muss, damit ich ihn umlegen kann, dann ist das auch nervig.

Heilfroh bin ich jedenfalls, dass die Story nicht auch noch bei dem Kriegsgott abgewandelt übernommen wurde, sondern die auf persischer Mythologie basiert. Von der weiß ich nämlich so ziemlich gar nichts, deshalb hab ich auch noch nie vorher von dem Typen namens Garshasp gehört. Das hab ich wohl dem Umstand zu verdanken, dass das Spiel anfänglich von Iranern entwickelt wurde und erst später zu Dead Mage überging. Ich finde das jedenfalls wesentlich interessanter als die x. Verwurstung von Ares, Zeus und Co. Aber um mal die Story zu umreißen: Man spielt den namensgebenden Helden, dessen Bruder direkt am Anfang des Games von Hitasp, dem Goldgekrönten, abgemurkst wird. Und dann klaut der böse Bube auch noch den äußerst wichtigen Morgenstern. Garshasp will Rache für seinen Bruder. Auf dem Weg zu Hitasp erledigt man zwangsweise viele kleine und ein paar große Gegner. Es ist eine grobe Erzählung im Spiel, die von einem Sprecher erzählt und von wirklich gelungenen Zwischensequenzen begleitet wird.

Erstaunt war ich etwas darüber, dass das Spiel drei verschiedene Sprachen anbietet: Englisch, Deutsch und Persisch. Eine komische Konstellation, aber nichtsdestotrotz muss man anmerken, dass die deutsche Vertonung einfach großartig ist. Da kann sich manch großer Publisher noch eine Scheibe von abschneiden. Auch optisch macht es für ein Indiegame doch so einiges her. Wäre es vor einigen Jahren erschienen, könnte man denken, es wäre das Spiel eines großen Entwicklers, das irgendwie mächtig in die Hose gegangen ist.

Retail wird Garshasp für 19,99 € angeboten, bei Gamersgate und Steam für ca. 10 €. Alles das würde ich niemals für dieses Spiel ausgeben. Die 2,50 sind für ein Spiel, das einfach viele Mängel hat und mit 3,5 Stunden recht kurz ist, viel realistischer. Wenn noch ein Patch käme, der die Steuerung verbessert, nervige Bugs ausmerzt — ich bin mehrere Male mitten in etwas stecken geblieben — und die Einbrüche der Framerate ausmerzt, dann könnte es ein Spiel sein, was man wirklich genießen kann.

3 Kommentare

  1. Auf jeden Fall ist es schön ein Indiespiel zu sehn, das ein wenig Ambitionen hat, bzw. mal ein Genre austestest das von Indies nicht ohnehin schon total überfrachtet ist. Wer braucht schon noch ein Tower Defense Spiel? ^^

    Wegen dem Controller: Was hast du denn für einen? Viele Spiele sprechen in letzter Zeit nur noch Xbox360 Controller (die’s ja auch für den PC gibt) direkt an, und bei anderen Controllern sind dann die Achsen vertauscht oder nicht richtig kalibriert usw.
    Hatte solche Probleme bei einigen Spielen, bis ich dann irgendwann rausgefunden hab woran es liegt, und, dass es auch einen Xbox Controller-Emulator gibt, der die Signale entsprechend umsetzt. Such mal bei Google nach „Toca Edit Xbox Controller Emulator“ oder so, das hilft eventuell.

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    • Ich nutz meinen PS2-Controller per Adapter am PC. Funktioniert bisher bei jedem Spiel tadellos. Selbst bei Super Meat Boy, das völlig auf das XBox-Ding ausgelegt ist.

      Das Seltsame beim rechten Stick war einfach, dass die Richtung in die sich Garshap bewegt, nicht immer die gleiche war, sondern irgendwie von der Kameraposition abhängig. War äußerst merkwürdig. Mittlerweile ist das Spiel aber auch wieder von der Platte geflogen.

      Werd mir den Tipp aber fürs nächste Mal merken, wenn ich wieder so ein Problem haben sollte. Eine Krankheit, dass ein Konsolencontroller als Quasi-Standard für PC-Games gilt.

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      • Hmmm, schon merkwürdig. Damals war das Problem hauptrangig die lieblos hingeschlunzten Konsolenportierungen von PC-Spielen auf der Konsole… dreht sich der Wind jetzt etwa seit einiger Zeit immer mehr in die entgegengesetzte Richtung?

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