Wii U – Erwartungen und Hoffnungen
Über eine Woche ist es jetzt her, dass Nintendo die Wii U auf der E3 vorgestellt haben. Geplant war von mir eigentlich, noch letzte Woche etwas zur neuen Konsole zu schreiben, aber es kommt natürlich alles auf gar keinen Fall so wie man sich das vorstellt. Allerdings es hat auch Vorteile, wenn man erst so spät mit dem Artikel anfängt: Es sind heute mehr offizielle Informationen vorhanden als noch letzte Woche. Aber ich will nicht stumpfsinnig wiederkäuen, was eh schon jeder interessierte auf zig anderen Seiten gelesen hat. Es geht vielmehr darum, was ich mir von Nintendos neuer Konsole erhoffe.
Als ewiger Wii-Besitzer war ich natürlich gespannt auf den Nachfolger und hab mich am Tag der Pressekonferenz wie ein kleines Kind vor der Bescherung gefühlt, obwohl mir an dem Tag keiner was schenken wollte. Aber die Aufregung, endlich zu erfahren, welche Gerüchte sich als wahr und welche sich als falsch herausstellen, war einfach groß. Ich bin ein Verfechter der Wii und das, obwohl ich selbst immer etwas fand, was Anlass für negative Kritik war. Darunter Nintendos absolut bescheuerte Updatepolitik und die peinlich nutzlosen Channel. Mehr als einmal hab ich mich über so einigen Schund aufgeregt. Aber ich bin sicher, die Wii U macht alles anders. Oder besser gesagt, ich hoffe es.
Wir wissen mittlerweile im Groben, was Nintendos neues Produkt können wird. Wir wissen, dass die Leistung im Vergleich zur Wii erheblich gestiegen ist, da eine Mehrkern-CPU in dem Gerät unterkommt und Auflösungen bis 1080p unterstützt werden. Eigentlich genau das, was sich die Leute doch seit 2006 wünschen: eine Wii HD. Aber natürlich kann man es ihnen nicht recht machen, es ist ihnen wieder zu wenig, zu schwach. Obwohl wir keine genauen Spezifikationen wissen, ist ihnen das tatsächlich zu schwach. Glaskugeln im Sonderangebot? Anhaltspunkte, wie sich die Wii U grafisch schlagen wird, haben wir in Form der Techdemo und der Zelda-Demo. Angesichts dieser beiden Videos, die abgefilmt natürlich schlechter aussehen, will noch jemand behaupten, das reicht nicht? Was wollen diese Zwerge? Fotorealismus? Kauft euch eine Kamera und dreht Filme.
Ich persönlich bin begeistert von den gezeigten grafischen Möglichkeiten, auch wenn sie sich letztlich vielleicht „nur“ auf dem Niveau der aktuellen HD-Konsolen bewegen werden. Ich brauche diese Grafik der sogenannten AAA-Titel nicht. Lieber ein ausgefallenes Artdesign und vernünftige Spielmechanismen. Minecraft, Terraria und andere Indie-Games beweisen, dass die Grafik nicht auf dem Level von Crysis liegen muss, damit sie Spaß machen. Und genau das war es, was ich an den guten Titeln auf der Wii immer mochte. Um nicht mit den „Großen“ zu konkurrieren, musste dort zwangsweise der Fokus anders gesetzt werden. Weniger stumpfe Hollywood-like Action, weniger Grafik-Blender, sondern mehr Gameplay. Ich hoffe, das wird sich auf der Wii U fortsetzen, wobei ich jetzt schon vermute, dass eine Portierung nach der anderen kommen wird und wieder Nintendos eigene als Zugpferd herhalten müssen. Da beschwert sich dann natürlich wieder jeder, weil man ja alles schon auf der PS3 und der 360 zocken kann. Bla und so.
Aber um die Games mach ich mir auch weniger Sorgen, viel mehr frage ich mich, ob Nintendo in Sachen Onlinefähigkeit dazugelernt hat. Ich hatte zwar nie Probleme mit den Online-Modi auf der Wii und auch die Freundescodes empfand ich nicht als sonderlich lästig, aber die Kritik daran kann ich dennoch nachvollziehen. Ich konnte auch immer auf Voice-Chat verzichten. Ich kannte eh nie die Leute für solche Dinge. Multiplayer zock ich dann lieber lokal mit Freunden. Da das allerdings immer mehr ausstirbt. ist ein durchdachter Online-Service natürlich Pflicht. Vor allem wenn man die durch XBLA und PSN verwöhnten zur neuen Konsole locken will. Da kann es sich Nintendo nicht erlauben, diesen nicht wesentlich zu verbessern. Laut eigenen Angaben soll es wesentlich flexibler sein, damit die 3rd-Partys das umsetzen können, was sie wollen. Ich bin gespannt. Mir persönlich würde ein durchdachter Shop fast schon ausreichen. Das ist nämlich das, was mich immer extrem genervt hat. Der Wii-Shop ist einfach absolut scheiße zu bedienen.
Aber das Interessanteste an der neuen Konsole ist natürlich der Controller. Von vielen als Tablet bezeichnet ist es einfach ein Motion-Controller mit Display. Ein „dummes“ Gerät, welches ohne Konsole nicht nutzbar ist, da es den Videostream von eben genau dieser empfängt und darstellt. In der Pressekonferenz wurden ja einige Nutzungsmöglichkeiten gezeigt. Die Nutzung als Ausweichbildschirm, falls jemand anderes TV schauen will, gefiel mir verdammt gut. Bei mir schmeißt sich zwar niemand anderes vor die Flimmerkiste, aber ich bin einer von denen, der zockt abends gerne entspannt im Bett. Dafür nehme ich bisher immer meinen DS oder Game Boy Micro. Mit der Wii U könnte ich in Zukunft auch die „großen“ Spiele mitnehmen und weiterspielen.
Interessant sind auch die anderen Möglichkeiten für den lokalen Multiplayer, der anscheinend für Nintendo immer noch wichtiger zu sein scheint als für viele andere Entwickler. Bei den Demos hat man gesehen, wie zwei bzw. vier Spieler auf dem TV im Splittscreen gezockt haben und die dritte bzw. fünfte Person bekam den neuen Controller und zockte über den Bildschirm. Das ermöglicht neuen Spielerfahrungen Tür und Tor, gerade im Multiplayer. Seitens Nintendo hört man zwar, dass man die Spielerfahrung um einen der neuen Controller herum aufbauen will, was auch dadurch unterstützt wird, dass man diesen nicht einzeln in den Handel bringen will. Gerüchten zufolge soll es aber möglich sein, dass die Wii U mehr als einen Controller mit einem Stream versorgen kann. Wäre schon extrem genial, wenn man zu viert Mario Kart zocken könnte, ohne dass man auf die Bildschirme der Anderen gucken kann. Aber es ist fraglich, ob es überhaupt möglich wäre, so viele Controller per Stream zu versorgen. Bisher wissen wir nichts über das verwendete Streamingverfahren.
Auch für actionreichere Games könnte sich das als nützlich erweisen, bei denen man in Echtzeit durch sein Inventar schalten muss. Einfach das Inventar auf den Touchscreen des Controllers auslagern und die Bedienung ist wesentlich simpler. Generell hat das unter anderem dann auch den Vorteil, dass der eigentliche Bildschirm von Ballast befreit wird. Natürlich wären dann auch solche Spiele denkbar, die auf dem GameCube die Verbindung zwischen Konsole und Game Boy Advance ausnutzten. In einem Zelda zusätzliche Infos auf dem kleineren Display, oder eben wieder der besagte Multiplayer. Oder einfach Rätsel auf das Display auslagern. Während man seine Spielfigur an einer Tür stehen sieht, muss man auf dem Controller-Display das Schloss knacken. Selbst Strategiespiele wären mit so einer Touchsteuerung ohne große Abstriche im Vergleich zum PC möglich. Die große Übersicht auf dem TV und auf dem kleinen Display die genaue Kontrolle über das Geschehen. Vielleicht wird es einen ersten Eindruck für so etwas bei Pikmin 3 geben.
Die Möglichkeiten sind fast schon endlos. Marketinggewäsch, was auch in dem Trailer auf der E3 gezeigt wurde, wird aber mit Sicherheit nicht kommen und würde ich auch niemals nutzen. Den COntroller auf dem Boden zu legen, um den Golfball vorm Abschlag im Sand liegen zu sehen? Unsinniges Gadget, was nichts zum Spielgefühl beiträgt. Den Controller als Zielhilfe für Shooter zu benutzen, fände ich auch nicht besonders brauchbar. Aber letztlich waren es ja nur Szenen, die zeigen sollte, was unter anderem im Bereich des Machbaren liegt. Ich bin mir sicher, gerade die kreativen Köpfe bei Nintendo werden schon unzählige Ideen für eine sinnvolle Nutzung haben. Ich für meinen Teil bin unheimlich gespannt. Viele andere nicht, aber die Messen Nintendo aber auch immer an völlig anderen Maßstäben.
18. Juni 2011 um 19:23
Der Name ist jetzt aber schon ein wenig unhandlich. Wii-u. Entweder man spricht es in einem durch, als „Wiuuu“, oder man setzt dann für das u neu an. Das eine hört sich albern an, das andere spricht sich blöd. =)
Ob der Name denn auch Aufschluss über die Zielgruppe gibt? Ich denke mir, wenn man mit der Wii U mit Sony und Microsoft konkurrieren wollte, dann hätte man auch einen neuen Namen wählen können, um sich von der Wii abzusetzen. Schliesslich hat Nintendo schon öfter den Namen ihrer Konsolen gewechselt. Dass man einfach an Wii noch einen Buchstaben dranhängt klingt eher so, als wäre es wieder an eine ähnliche Zielgruppe gerichtet. Zumal ja, wenn dann 1-2 Jahre später die nächste Generation von Sony/MS herauskommt, die Grafik wieder veraltet sein wird. Und Grafik ist ja für „Core Gamer“ eh das Wichtigste….
Das Tablet, nunja. Für Konsolenspieler vielleicht ein Novum, aber im Endeffekt imitiert es doch nur die Maus. Ich sehe auch nicht den Sinn darin, einen Teil des Spiels auf einen anderen Bildschirm auszulagen, um dann immer hin und her schauen zu müssen. Beim kleinen DS Bildschirm hatte das seinen Zweck, wenn zusätzliche Infos oder Steuerelemente seperat waren, aber auf einer großen Konsole kann man solche Dinge auch einfach bei Bedarf im Hauptbild einblenden ohne, dass es überladen wirkt.
Ich seh den Vorteil eher darin, dass man damit Spiele oder Software bedienen könnte die sich sonst nur mit einer Maus richtig steuern lässt, indem man eben auf den Fernseher guckt und den Tablet Controller blind bedient, wie bei manchen DS Spielen. Irgendwie muss für Konsolen sowieso eine Steuerungsmethode her, die sich mit der Maus messen kann, das FPS Gemurkse mit dem Controller kann so nicht weiter gehn. =P
18. Juni 2011 um 19:41
Auf der Pressekonferenz wurde von Reggie und Iwata betont, dass mit der neuen Konsole alle Zielgruppen vereint werden sollen. Wenn es Leute gibt, die sich vom Namen abschrecken lassen… den Rest dazu spar ich mir mal.
Sony hat gar kein Interesse daran, so früh schon einen Nachfolger für die PS3 zu bringen. Die ist erst seit kurzem wirklich profitabel für Sony. Die Vita dürfte man auch extrem subventionieren. Bevor sich die nicht rentiert, werden die keine neue stationäre Konsole rausbringen, das wäre sonst wirtschaftlicher Wahnsinn. Und natürlich werden die kommenden Konsolen von Sony und MS leistungsstärker, das ist das einzige, worauf die abzielen, vermutlich werden sie wieder aufspringen, sobald sich Nintendos Weg als profitabel herausgestellt hat. Bisher hört man von den ach so hochgelobten „Hardcore“-Gamern nur, dass sie den Tod der Wii U prophezeien. Das Gleiche wie schon bei Ankündigung der Wii.
Was den Nutzen des Controllers angeht, kann man natürlich geteilter Meinung sein. Ich sehe dafür eben viele Nutzungsmöglichkeiten. FPS-Steuerung ist aber nicht dabei, dafür hat sich die Mote mit vernünftiger Konfiguration bewährt.
22. Juni 2011 um 19:48
Das Potential ist vorhanden, ich hoffe jetzt auf gescheite Spieleankündigungen und die richtige Umsetzung der Steuerung bzw. des Touchscreens.
Das mit der Inventarlösung, so wie bei Zelda gemacht, finde ich ziemlich klasse. Aber bei anderen Spielen? Wird da der zweite Bildschirm sinnvoll genutzt? Und die Mitspieler, was wird mit denen sein? Ist der Tablet-Spieler überbevorteilt? Oder nicht?
Ich sage: abwarten und Tee trinken. Und hoffen, dass nicht wieder eine Welle von Minispiel-Sammlungen auf die Wii U schwappt…
23. Juni 2011 um 15:43
Der mit dem neuen Controller dürfte nur im Vorteil sein, wenn die Spiele so entwickelt werden, dass er in direkter Konkurrenz zu den anderen steht. Bei den gezeigten Demos spielte er ja sozusagen als Master Eye gegen die anderen, was ein für mich doch verdammt interessantes Konzept ist.
Es wird sich aber zeigen, wie die anderen Entwickler das Feature nutzen. Vorstellen kann ich mir das Display im Controller aber auch gut für die VC. gerade bei Spielen, die auf großen Bildschirmen einfach extrem verpixelt sind.