Wenn anonym zu anonym ist

Aus der Kategorie das muss ich mal spontan loswerden:
Die Anonymität im Internet hat schon was, selbst wenn es sich oft nur um eine Scheinanonymität handelt. Man kann hier und dort Dinge schreiben, die man so vielleicht nicht direkt hinausposaunen würde. Man muss nicht befürchten, im wirklichen Leben mit seinem Internet-Alter-Ego und dessen Aussagen in Verbindung gebracht zu werden. Das ist im Grunde recht komfortabel. Einigen gefällt diese (Schein-)Anonymität hingegen nicht. Vor allem dann nicht, wenn man statt unter einem eigenen Pseudonym einfach als Anonymus auftritt.

Mir fällt dieser Hang zum echten Namen im Netz schon eine Weile auf, besonders stark aber mittlerweile in einigen Blogs und so mancher Community. Während es seltener vorkommt, dass man wegen des Angebens eines Pseudonyms statt des echten Namens angepflaumt wird, passiert es öfter, dass rumgemeckert wird, weil jemand als Anonymus posted und eben nicht unter eigenem Pseudonym. Gerade letzteres finde ich doch arg beschränkt und in Zeiten, in denen viele Leute gerne über Personen im Netz recherchieren, ersteres äußerst bescheuert. Sicher, es ist ein wenig paranoid hinter allem etwas Böses zu sehen, aber ich bin der Meinung, im Netz muss man nicht überall seinen echten Namen geschweige denn echte Kontaktdaten angeben. Die Gefahr des Missbrauchs ist nämlich da. Aber darum geht es jetzt gar nicht.

Gemein haben beide Meckergründe, dass den Ausschlag dazu immer negative Kritik gegeben hat. Sofern sich positiv geäußert wurde, stört es niemanden, welcher Name über oder unter einem Text steht. Sobald aber einem Anonymus etwas nicht gefällt, wird verallgemeinert, dass man auf die Meinung von Leuten pfeift, die sich nicht durch die Registrierung hangeln. Wo da der Sinn bleibt, wenn die Möglichkeit besteht, auch ohne eben jene seine Meinung abgeben zu dürfen, soll mir mal jemand erklären. Am eigentlichen Text ändert es schließlich nichts. Vermutlich wird aber mit Anonymus alles assoziiert, was bisher unter dem Namen verfasst wurde. Sehr — ich wiederhole mich — beschränkt.
Wenn es dann aber so weit geht, dass von Seiten anderer geschrieben wird, man gibt nichts auf die (negative!) Kritik, wenn man unter einem Pseudonym posted, ist das nicht nur beschränkter, sondern zeugt von blanker Idiotie. Tatsächlich hab ich das bisher nicht nur ein Mal, sondern schon etliche Male gesehen. Da wird gerne mal um sich geworfen, der Andere wäre zu feige, seinen echten Namen anzugeben. Auch hier: Ein anderer Name ändert nichts an der eigentlichen Aussage. Es wäre nur möglich, nachzuvollziehen, wer außerhalb des Internets dafür verantwortlich ist. Was bringt das? Nichts, denn auch das hat keinen Einfluss auf die Meinung.

Erinnert mich aus irgendeinem Grund an dieses lächerliche „wenn es dir nicht gefällt, schau es dir nicht an“ auf YouTube. Hauptsache irgendwelche Kleinigkeiten hernehmen, um einen Grund zu haben, etwas nicht ernstzunehmen oder sich selbst zu beruhigen. Woher die Leute diese Arroganz nehmen, möchte ich zu gerne wissen. Vielleicht kann man das dann an der Quelle irgendwie auslöschen. Aber wenn sie schon nach dem Grundsatz handeln, sollten sie das konsequent machen und auch jegliche positive Kritik ausblenden und auch die ominösen Insider kein Stück beachten. Aber nein, dann würde das Verhalten ja eventuell im Ansatz Sinn ergeben.

5 Kommentare

  1. Hab sowas noch nie gesehn, dass jemand angemeckert wurde weil er nicht mit seinem echten Namen oder gar ohne Pseudonym postet.
    Obwohl doch, in den WoW Foren haben die Leute oft gemeint es wäre feige, mit einem seperaten Forenchar zu posten, da dann die Dinge die man sagt ja nicht auf den Hauptcharakter zurückfallen können.

    Ich würde meinen echten Namen in erster Linie deswegen nicht angeben, weil sonst jeder der mich im RL kennt per Googlesuche einfach finden könnte, was ich im Internet so schreib. Ist zwar eigentlich nix schlimmes (oder zumindest nicht viel ^^), aber auch meine Hobbies gehn nicht jeden was an.
    Solang man anonym ist kann man eben einfach mal schreiben „Ich hasse meinen Arbeitskollegen“ oder so, ohne sich groß Gedanken zu machen.

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  2. Ich finde, es ist eine ganznormale Internetgewohnheit, Pseudonyme zu verwenden. In beschränkten Benutzerkreisen in denen man sich auch außerhalb des Internets kennt und in denen andere Regeln gelten, z. B. universitätsinterne Foren, ist es natürlich was anderes. Da ist es ja eher üblich, unter dem realen Namen aufzutreten. Hängt eben von der Situation und der Internetcommunity ab in der man sich bewegt. In der Regel herrscht aber das Pseudonym vor. Da ist doch nichts Schlimmes dabei. Ist auch einfacher zu merken und der reale Name interessiert mich sowieso nicht, wenn ich mit denen außerhalb des Internets nichts zu tun habe(und meist auch nichts zu tun haben will).

    Was natürlich nervig ist, ist sowas wie „anonymous“. Auf solchen Seiten verkehre ich in der Regel sowieso seltener. Einfach weil es schwieriger ist, auseinanderzuhalten, ob bestimmte Beiträge von der gleichen Person stammen – dabei nur auf die entsprechende Community bezogen. Es verlangt ja niemand, dass man überall im Internet nur unter einem einzigen Pseudonym auftritt. Will man nicht den guten Namen seines vielgenutzten Pseudonyms in den Dreck ziehen, weil man irgendwelche Meinungen vertritt, die nicht mit dem vielgenutzten Pseudonym in Verbindung gebracht werden sollen, kann man ja ein anderes wählen. Ist einfach leichter dann zu diskutieren, wenn man sich auf andere Beiträge bezieht. Dann muss man nicht schreiben „@der x-te unter ‚anonymous‘ gepostete Beitrag“. Nebenbei kingt es auch besser, wenn man einen ordentlichen Nicknamen dort hat.

    Na ja… die meisten Seiten verlangen sowieso eine Registrierung, also kein posten als Gast bzw. nur sehr eingeschränkt. Und den für Hirngeschädigte verfügbaren Müll wie 4chan nutze ich sowieso nicht. Betrifft mich also eher weniger.

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  3. @Miew
    Mich hat’s auch sehr gewundert, als ich so was die ersten Male mitbekommen habe (besonders das im Bezug auf den echten Namen), aber das sind in der Masse auch recht wenige Blogs gewesen, von daher wundert es nicht wirklich, dass andere das noch nicht gesehen haben.

    @Luthandorius
    Anonymus war auf GamersGlobal bezogen. Eine Community, die eigentlich großteils sehr tolerant ist (also kein *chan). Bei anderen Malen wird da jeder Anonymus über einen Kamm geschoren. Find ich äußert bedenklich, Namen und Nicks als Voraussetzung für die Meinungsäußerung zu sehen, nur um damit Aussagen mit etwas verbinden zu können, sofern es erlaubt ist, eben ohne solche zu posten.

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  4. also mal ehrlich das ist doch mal voll affig sich deswegen aufzuregen.
    Bescheuerter ist zu sagen ich bin Simone Schlagmichtod wohne in Haudichselber. ….manche Leute sollten sich echt mal am Kopf packen

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  5. Ist schon richtigg, was du schreibst, auch wenn ich auf meinen Reisen durch die unendlichen Weiten des Internets sowas noch nie gesehen oder gelesen habe.

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