Und jetzt: Eine traurige Geschichte
Da einige gespannt auf die Auflösung warten, warum die Polizei bei mir in der Bude stand und meinen PC raubkopiert geklaut hat, schreib ich das einfach mal, obwohl ich doch noch kurz davor war, es einfach für mich zu behalten und die Sache einfach zu vergessen. Aber Leser > all. Oder so ähnlich. Genaue Details erspare ich mir aber.
Die Sackgesichter standen also hier in der Wohnung im Flur, dank des Schlüssels, den sie sich vom Vermieter haben geben lassen, und der Chef der drei Mann starken Truppe hielt mir dann auch sogleich den Wisch vom Amtsgericht vor die Birne. Was mir von dem Laden vorgeworfen wurde, ist unfassbarer als alles, was mir sonst jemand anhängen wollte.
Zur Last gelegt wurde mir Betrug. Ich soll im Juli 2009 bei Amazon eine Nintendo-Spielekonsole auf den Namen eines anderen gekauft haben, den ich nicht einmal kenne und der schon ein paar hundert Kilometer entfernt in einem Ort wohnt, in dem ich noch nie war. Was das für eine Konsole gewesen sein soll, wurde mir aber nicht wirklich gesagt. Schätzungsweise eine Wii, sagte der Typ zumindest, stand aber nirgendwo. Nun gut. Jedenfalls soll das eben über Amazon geschehen sein und der Bull… Polizist erzählte noch was von irgendeiner IP, die sie wohl von Amazon hatten und die dann eben mit meinem Namen in Verbindung gebracht wurde. Wie auch immer das geschehen sein soll, weil der Anschluss nie auf mich gelaufen ist, aber ich vermute ja, der Typ wusste selbst nicht so genau, was er da von sich gibt.
Spannend wurde es, als ich völlig fertig mir den Kram, den der in seiner Zettelwirtschaft hatte, genauer ansehen konnte. Besagter Gegenstand wurde demnach gekauft und als Lieferanschrift war meine damalige Packstation-Nummer angeben, dazu der Name meines Vaters und eine Stadt, mit der keiner aus meiner Familie je was am Hut hatte. Das Witzige an der Sache: Zu der Zeit hat meine Karte für die Packstation aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon gar nicht mehr funktioniert und zu meinem Alten hab ich seit mehreren Jahren (etwas über ein halbes Jahrzehnt) keinen Kontakt mehr und mit der Stadt hab ich eben nichts zu tun. Entsprechend bin ich den Polizisten in meiner Erschütterung angegangen, was der ganze merkwürdige Mist da soll. Natürlich konnte er auch nichts weiter dazu sagen, außer dass es wirklich merkwürdig wäre.
Also wegen einer angeblichen Betrugssache die über Amazon gelaufen sein soll, kommen die gute 10 Monate und einen Umzug später vorbei, krallen sich meinen PC und hoffen dann allen ernstes, man würde darauf was finden, selbst wenn ich schuldig gewesen wäre? Nicht, dass ich es nötig gehabt hätte, mir eine Wii oder einen DS betrügerisch anzueignen, geschweige denn, so blöd gewesen wäre, aber nach fast einem Jahr noch zu hoffen, dass man Spuren auf einem PC findet… Laut den IT-Futzies, die dabei waren, lassen die ihre speziellen Tools durchlaufen, die das System nach bestimmten mal eingegeben Dingen untersuchen (Name des Geschädigten). Wie das genau funktionieren soll, erschließt sich mir nicht, aber was weiß ich schon…
Wie ja schon im letzten Blogpost erwähnt, hab ich den PC mittlerweile wieder und das Verfahren ist für mich abgeschlossen. Ich warte nur noch auf Post vom Staatsanwalt. Spannend finde ich aber auch, dass gar nicht erst ermittelt wird, wie meine Daten da rein gekommen sind, und ich keinerlei Entschädigung oder zumindest Entschuldigung erhalte… Aber hey, in unserem Zeitalter gute zwei Monate auf seinen PC zu verzichten, auf dem ALLE wichtigen Daten und Dateien sind… Wem macht das schon was aus? Drecksland. Drecksland. DRECKSLAND!
10. Juli 2010 um 02:20
Drecksland, natürlich, aber wenn du dich mal in die Position des angeblich Geschädigten versetzt, würdest du so eine Sache auch nicht auf dir sitzen lassen wollen. Allerdings ist die Art und Weise, wie das alles abgelaufen ist, doch sehr mittelalterlich, das muss ich zugeben.
Hängt das btw. irgendwie mit dem Tatamm zusammen, was du vor einigen Monaten mit der Packstation hattest? Erinnere mich da dunkel an einige empörte Posts…
10. Juli 2010 um 11:24
Natürlich würde ich es nicht auf mir sitzen lassen, aber wenn hier nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ vorgeht, mich wie einen Verbrecher behandelt und dann nicht einmal die Eier hat, sich zu entschuldigen… Der entsprechende Kommissar meinte übrigens am Tag, an dem ich den PC wieder abgeholt hatte, dass er sich selbst gewundert hat, dass für so einen Bullshit eine Hausdurchsuchung angesetzt wurde.
Heute hab ich auch Post vom Staatsanwalt bekommen, dass das Verfahren eingestellt wurde und ich mir entstandene Schäden ggf. von denen wiederholen kann (auch hier keine Entschuldigung!). Werd ich mal schauen, ob ich da nicht doch was rausschlagen kann, zumindest das neue Netzteil.
Bei der Packstation bin ich der Meinung, dass die Karte schon vor dem besagten Datum gesperrt war. Warum die aber gesperrt war, hat mir nie jemand gesagt, auch nicht auf Nachfrage, weil derjenige es nicht wüsste… Freigeschaltet werden sollte sie zwar wieder, funktionierte aber bis heute nicht und DHL hat meine Nummer mittlerweile, weil ich die Karte ja nicht mehr nutze, an wen anders vergeben. So zumindest eine Mail von denen. What ever, die Packstation hat bewiesen, dass sie nicht zuverlässig ist, vertrau ich weiter dem Boten.
10. Juli 2010 um 03:27
Jaja diese „Spezialisten“ und ihre übermächtigen Tools. Auch wenn du schon längst einen anderen PC hast können die immernoch spuren finden von deinen Amazon-Betrügereien, die du natürlich alle aus Ordnungsgründen sauber und detailliert notiert hast und alle als Word-Dokument oder Powerpoint-Präsentation mit Screenshots abgespeichert hast.
Vollidioten. Das is genau der Scheiß, den die immer wieder verbocken. Mit IPs kommen die dir und können dir ja sooooo viel nachweisen..
Und sowas nennt sich Polizei…
10. Juli 2010 um 11:31
Lustig war daran, dass die fragten, ob da noch dieselbe Platte drinhängt, wie vor einem Jahr, weil sie gesehen haben, dass hier noch 6 weitere lose rumlagen. Ich hätte denen da den Arsch vollügen können, wenn es nicht so gewesen wäre, die haben mir das so abgekauft.
Aber Inkompetenz ist bei der deutschen Polizei sowieso nichts Neues…
10. Juli 2010 um 14:40
Kuriose Geschichte. Könnte fast aus einem schlechten Film stammen. Ein Glück, dass du deinen Rechner zurück hast und dass „nur“ das Netzteil gelitten hat. Schon etwas extrem, dass die Polizei wegen solchen Sachen eine Hausdurchsuchung ansetzt und dann auch noch sich Zugang zum Haus verschafft und das auch noch in den frühen Morgenstunden. Die müssen ja richtig gedacht haben, bei dir handelt es sich um einen Großbetrüger, der im großen Stil betrügt – oder wird das jetzt neuerdings immer so gemacht, auch bei kleinen Sachen, dass man da nicht warten kann, bis derjenige die Tür selber öffnet. Von solchem Ausmaße hatte ich ja, wie gesagt, bisher nur bei Kinderpornoverdacht gehört. Dass bei kleinen Vergehen so übertrieben wird, war mir neu.
11. Juli 2010 um 03:34
Soweit ich weiß, ist das die ganz normale Vorgehensweise bei Hausdurchsuchungen – egal worum es geht. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt…
11. Juli 2010 um 13:59
Das passt ja gerade wie Arsch auf Eimer :> Hab das hier gerade durch Zufall gefunden: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/07/11/nutzungsausfall-fur-beschlagnahmte-computer/
greez Web
11. Juli 2010 um 16:42
Danke für den Hinweis :D