100% und noch viel mehr

Hab ich schon mal erwähnt, dass mir dieser Trend, mit Gamerscore und Achievements gehörig auf den Zeiger geht? Sicher, mir als Wii-Besitzer kann das völlig egal sein, da das dort in den wenigstens Fällen vorhanden ist (spontan fällt mir nur Swords & Soldiers ein), aber man wird ja leider nicht davon verschont, wenn man sich im WWW rumtreibt.

Aber das eigentliche Thema sind eigentlich nicht direkt Gamerscore und Achievements. Viel eher bin ich gerade durch Backloggery auf dem Gedankentrip, ob ich nicht mal einige meiner Games bis 100% durchzocken sollte, damit ich die von „Beaten“ auf „Completed“ ändern kann. Wiederum kommt mir dann die Frage: Warum zur Hölle sollte ich das tun? Nur damit ich cool bin? Bin ich auch so. Bei mir schneit es übrigens.

Zurück zum Thema: Jeder meiner Leser sollte wissen, Games nehmen einen ziemlich großen Part meines Lebens ein und dementsprechend hab ich als Sammler selbiger auch relativ viele. Letztens die 300er Marke geknackt. Woohoo! Jedenfalls zock ich vor allem RPGs und dort sind die Spielzeiten wesentlich höher, als bei generischem Shooter Nr. 94884385894 Call of Honor: FarHawkCrysis. Allerdings bietet diese Art Games auch einfach wesentlich mehr. 100% würde in dem Falle dann auch heißen, wirklich jedes noch so pissige Item zu sammeln, jedes noch so verkrüppelte Tschernobylmonster zu killen und so weiter und so fort.
Bei anderen Games fällt das meist leichter, aber oft nicht viel. Wenn man z.b. während man Aliens in feinster Ego-Shooter-Manier mit Kugeln die Gliedmaßen abtrennt, soll man nebenbei noch irgendwelche versteckten Geheimbotschaften „sammeln“? Da denkt doch kein Mensch dran! Aber wenn man 100% will und das Game somit dann vollständige als abgeschlossen zu betrachten, ist das eben notwendig. Ob das jetzt in sich sinnig ist oder nicht.

Ich selbst zocke also letztlich die wenigsten Games bis 100%, weil es mir a) eindeutig zu lange dauert und b) es teilweise einfach keinen Sinn ergibt, was ich für 100% benötige. Einzig Final Fantasy VII habe ich mehr als durchgezockt. Dort hab ich wirklich alles erledigt, was es zu erledigen gibt. Einfach deswegen, weil ich an keinem Game so viel Freude hatte, wie an diesem. Da machen dann auch die teilweise bockschweren optionalen Bosse richtig Spaß und das Sammeln von Items, Waffen und Co., um diese Kämpfe zu erleichtern, ebenso. Bei keinem anderen Titel konnte ich mich zu so was durchringen.
Wenn also ein Titel richtig fesselnd ist und einen Anreiz bietet, es mehrmals durchzuzocken, dann bin ich sicher auch bereit, mich auf einen 100%-Marathon einzulassen, aber alles andere würde dem Sinn eines Unterhaltungsmediums widersprechen.

Aber mittlerweile gibt es für das 100%-Ziel ja sowieso die schon genannten Achievements und den Gamerscore. Und da geilen sich immer mehr Leute dran auf. Ich frage mich, was so toll daran ist, wenn ich eine kleine digitale Plakette für 120 Schüsse zwischen die Augen meines Kontrahenten bekomme. Andere Zeiten…
Viel schlimmer finde ich es aber, dass es tatsächlich Leute gibt, die Games nur wegen diesen beiden Dingen zocken. Ich weiß z.B. von jemandem, dass er bestimmte Games nur gezockt hat, und zwar vollständig auf 100%, damit er den Gamerscore bekommt. Da frage ich mich doch wirklich, ob das Medium Videospiele allen Ernstes mittlerweile so langweilig geworden ist, dass man die Spieler fürs Zocken durch kleine Abzeichen und Punkte belohnen muss. Ein Armutszeugnis. Wenn ein Game fesselnd genug ist, dann braucht es das nicht!

Demnächst bekommt man sicher Archievements, wenn man meine Texte liest…

„Achievement unlocked: Grütze-Leser“

5 Kommentare

  1. Ich weiß nicht, was du hast – selbst bei Achievement- oder Trophy-Spielen zwingt dich niemand, die hundert Prozent zu schaffen. Ich empfinde diese Systeme als gelungene Neuerung dieser Konsolengeneration; sie stacheln einen an, noch etwas tiefer in ein Game einzutauchen und ein weniger länger Spaß damit zu haben. Natürlich können es sowohl Entwickler mit dummen Achievements als auch übermotivierte Spieler mit dem Freispielen übertreiben, aber – ich mag das System ;)
    .-= Christians last blog: Haiku-Review zu Prince of Persia =-.

    Antworten
    • Stimmt, mich zwingt keiner, aber cholerisch wie meiner einer sein kann, find ich es erbärmlich, wenn es Leute gibt, die Games nur deswegen zocken. Leute die Games zocken und das nebenbei machen, sind da ’ne andere Sache.

      Ich bin eben der Meinung, man sollte am Game selbst ansetzen und das attraktiver machen, anstatt einen Pseudo-Spaßbringer einzubauen, der letztlich nur den E-Penis vergrößert ;)

      Antworten
  2. Ich habe mich gerade neulich in einem Forum in einem Thread bezüglich der aktuellen Trends bei Games(der aber hauptsächlich auf die „Onlinisierung“ des Vertriebs abzielte) zu diesem Thema geäußert. Ich finde diese Achievments – nenen wir sie einfach mal Freischaltungen – einfach nur nervig. Die Games mutieren dadurch doch nur zum Freischaltporno – bei herkömmlichen Pornos ziehen sich Leute aus, beim Freischaltpornogame wird eben dauernd was freigeschaltet.

    Nervig ist das auf dem PC, da es scheinbar auf manchen Konsolen seinen Ursprung hat und immer mehr Spiele aus geschäftlichen Gründen auf mehrere Plattformen ausgelegt sind. Da kann man sich dem bald gar nicht mehr entziehen. Die Games scheinen auch darunter zu leiden, da ich den Eindruck habe, dass bei manchen bestimmte Dinge nur eingebaut wurden, um darauf aufbauend eine Freischaltung noch mit einbauen zu können. Das passt dann irgendwie nicht und/ oder hat nicht die Qualität, die ich mir wünsche.

    Antworten
  3. Mich interessieren die Achievements nicht besonders, ich hab auf meiner Box sogar das Ploppen ausgeschaltet, das normalerweise kommt, wenn man ein neues Achievement freischaltet.

    Komisch finde ich nur, dass meine Kumpels, die ich auf der Freundesliste habe, bei den meisten Spielen alle Achievements freischalten. So etwas verstehe ich dann überhaupt nicht, zumal es dann um Sachen geht wie „Finde alle 100 im Spiel versteckten Federn“ (Assassin’s Creed 2). Das macht doch keinen Spaß, oder?
    Irgendwie bekomme ich dann aber doch eine Art schlechtes Gewissen, weil ich glaube, das Spiel (das ich evtl. sehr mag) nicht zuende gespielt zu haben…

    Eine gute Sache haben Achievements jedoch: Sie können tatsächlich motivieren, noch etwas im Spiel zu tun. So geschehen bei mir mit Mirror’s Edge, wo mich die Achievements dazu gebracht haben, das Spiel noch einmal durchzuspielen, ein bisschen was zu entdecken und einige Speedruns geduldig zu optimieren. Das war schön. :)

    Antworten
  4. @Luth
    Ich weiß jetzt gar nicht, wo das mit den Achievements herkommt, aber ich glaube, Steam ist da u.a. einer der großen Schuldigen, die das mit eingeführt haben auf dem PC.

    Ein Problem sehe ich auch woanders, bei vielen neuen Spielen wird im voraus schon bekannt, was für Achviements vorhanden sind, daraus kann man, wenn man nicht geistig beschränkt ist, ziemlich viel Informationen bezüglich des Inhaltes ableiten. Mittlerweile kennt man die halben Games ja schon vor Release durch Previews und Co. und dann kommt das noch dazu.

    btw: In was für Foren treibst du dich eigentlich rum? Kannst mir ja ’ne Mails chreiben, wenn du Lust hast, vielleicht ist da ja auch was für mich bei ;)

    @funkyStu
    Das Aufploppen würde mich vermutlich auch extrem stören… Besonders dann, wenn man richtig in ein Game vertieft ist und durch so was mit Sicherheit völlig herausgerissen wird.
    Dass Achievements motivieren können, möcht ich gar nicht abstreiten, ich behaupte lediglich, dass man denselben Effekt mit mehr Liebe zum Detail innerhalb der Games erzielen könnte, anstatt „Badges“ zu verleihen, mit denen man außerhalb des Games vor anderen angeben kann.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong> <img src="" alt="">