Killerspielentsorgung ein Erfolg?

Familie gegen Killerspiele

Am Samstag fand ja nun die Aktion des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden in Stuttgart statt, in der „Killerspiele“ entsorgt werden sollten.
Mit dabei war ein großer Container für die vielen, vielen Games. Wenn sich meiner einer so ein Video anschaut, das den Inhalt dessen zeigt, dann freue ich mich, dass der Wahnsinn dieser Anti-„Killerspiele“-Fanatiker nicht auf allzu viele übergesprungen zu sein scheint. Eine handvoll Spiele finden sich darin am Ende des Tages; das ZDF spricht von knapp zwei Duzend. Zu erwähnen ist bei der Anzahl auch, dass — völlig typisch fürs Fernsehen — mindestens zwei der Games nur für die Berichterstattung dort „entsorgt“ wurden. Man kennt das ja, hier und da filmt irgendein Fernsehteam und ein Passant muss eine Szene immer und immer wieder nachstellen, damit sie reif fürs TV ist. Oft auch eine eher harmlose Sache, in dieser Situation find ich’s aber schon etwas verwerflich, da man hier einfach die Wahrheit verfälscht, indem man etwas darstellt, was so gar nicht passiert wäre.

Zu sehen ist das Making of des von mir Gemeinten auf YouTube und das Resultat gibt es im Beitrag der SWR-Nachrichten (ebenfalls YouTube). Man nimmt also zwei Kinder und lässt diese immer wieder zwei sogar noch verschweißte Games in den Container werfen, damit der Kameramann was zu filmen hat. Anstatt also nur das Rundherum zu zeigen, weil ja sonst keiner was entsorgen wollte, wird hier etwas gestellt. Super, wofür man Rundfunkgebühren bezahlt, oder?

Aber um ehrlich zu sein, das find ich gar nicht so schlimm an dem Beitrag. Viel schlimmer finde ich Anne Hoffmann, die dort befragt wurde, und allen Ernstes behauptet, es gäbe Spiele, die vom Militär genutzt werden, um die Hemmschwelle zu senken und nun der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. What? The? Fuck? Und dann wundern die sich, dass sie im Vorfeld massig kritische E-Mails bekommen? Sorry, aber wie blöd kann jemand sein? Verschwörungstheorien sind ja eine Sache. Die Vernichtung von Kulturgut — was Games für mich sind — eine andere. Aber beides zusammen? Sorry… das wirkt einfach völlig lächerlich.

Die Objektivität der Berichterstattung des SWR ist nach dem „Anwerben“ der Kinder meines Erachtens sowieso schon hin, aber überboten wird es noch mit der parteiergreifenden Äußerung, dass andere die Aktion nicht verstanden und diese dachten, dass man sie um ihren Spielspaß bringen wolle. Natürlich falsch. Die Aktion war dazu da, um die Eltern für den Spielekonsum ihrer Schützlinge zu sensibilisieren. So sensibilisiert man heutzutage? Leute aufzuklären über Dinge, die ich nicht verstehe? Indem ich ihnen Lügen auftische? Indem ich zur Vernichtung von Kulturgut aufrufe?

Und die Leute haben sich im Vorfeld noch gewundert, dass sie so viele kritische E-Mails erhielten? Kann ich ernsthaft erwarten, dass man mich und meine Ambitionen für voll nimmt, wenn ich gar nicht weiß, wovon ich spreche, wenn ich anscheinend nicht einmal versuche, auch die Gegenseite zu verstehen, wenn ich blanken Aktionismus fördere? Anscheinend sehen die Verantwortlichen nicht einmal, dass ihr Handeln in die falsche Richtung geht. Und ich stemple dieses Handeln auch als gefährlich ab, denn hier wird etwas ganz speziell als Sündenbock angeprangert. Und da dieser Sündenbock auch nur ein bloßes Produkt ist, prangert man hier nicht nur eben dieses an sich an, sondern auch diejenigen, die für das Produkt verantwortlich sind.
Man mag über Games sagen, was man will, aber ich kann kein Game als menschenverachtend abstempeln ohne im selben Moment dem Entwickler denselben Vorwurf zu machen; solch ein Produkt entspringt nun einmal der Phantasie.
Ich könnte das jetzt noch weiter ausführen, aber jedes weitere Wort würde nur Gegnern dieser Games einen Grund liefern, zu sagen, dass betroffene Hunde bellen.

Nichtsdestotrotz sieht das Aktionsbündnis diese Aktion als Erfolg und will sie in weiteren Städten fortsetzen. Ich jedenfalls sehe es weiterhin kritisch, da hier gar nicht die eigentliche Diskussion gesucht wird, sondern man seine eigenen Vorstellungen von Moral unter allen anderen verbreiten will. Eine genaue, annehmbare Definition für den Propagandabegriff „Killerspiele“ gibt es allerdings von denen auch nicht.

2 Kommentare

  1. Ich hab ja auch bereits ausführlich darüber gebloggt -> http://www.keepaway.org/?p=416
    Der Hammer schlecht hin ist, das Anhänger der Piratenpartei dem AAW kopien des freien Spiels „Open Arena“ zukommen ließen, damit sie das mal selbst ausprobieren können.
    Und was passiert? Sie schmeißen es in ihren Container und erklären es als Erfolg.
    Ja ne is klar.
    2 verschweisste PS2 Games, die vom AAW gekauft und von den Kindern von AAW Mitgliedern in den Container geworfen wurden.
    3 Kopien von OpenArena die für den AAW gedacht waren und im Container gelandet sind.
    Und das Gameboy Spiel „Small Soldiers“ (USK 0), das ein Gamer in den Container warf, um sich über die Aktion lustig zu machen.
    EIN RIESEN ERFOLG!
    Die armen betroffenen Eltern des Amoklaufes, die sich etwas durch dieses Bündnis erhofft haben und deren Spenden nun in einen Container fließen, der für nichts und wieder nichts auf einem Platz rumstand und in Zukunft woanders rumstehen soll.
    Armes Deutschland.

    greez Web

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    • Das mit Open Arena war mir jetzt neu. Schade, dass das Bündnis mit jeder Aktion zeigt, dass das Interesse wirklich nur daraus besteht, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen und das ohne Rücksicht. Warum können sich diese „Killerspiel“-Gegner nicht einfach mal mit der Thematik beschäftigen… dann könnte man auch eine vernünftige Diskussion vom Zaun brechen. Aber wie will man mit jemandem diskutieren, der seine Vorstellungen auf Falschaussagen aufbaut und das nicht einsehen will?

      Na ja, ich lass mich mal überraschen, wann wir Hardy und seinen Container das nächste mal sehen.

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