Pay what you want zahlt sich aus

Die Humble Bundles zeigen ziemlich gut, dass das Bezahlmodell Pay What You Want ein geeignetes Modell ist. Die Leute sind bereit für ihre Spiele zu zahlen, sie sind bereit, die Entwickler zu unterstützen. Es ist klar, dass die wenigsten Leute so viel bezahlen, wie die Spiele im Normalfall kosten, aber das dürfte jedem klar sein. Es interessiert einfach nicht alle Käufer jedes Spiel im Bundle — einige zahlen vermutlich für das, was ihnen gefällt. Andere wiederum können nicht mehr geben und sehen solche Angebote als Chance legal an Spiele zu kommen. Alles so legitim wie 4048 $ zu zahlen, schließlich ist die Möglichkeit da.

Sicherlich gibt es auch die, die das ausnutzen und sich mehrere Bundles für einen Cent kaufen. Vielleicht verhökern sie es dann an andere. Kann man nicht verhindern. Außer natürlich man heißt eBay und löscht entsprechende Auktionen (tatsächlich geschehen). Aber das ist alles einkalkuliert und der Erfolg der Bundles zeigt einfach, dass das Modell eine Alternative zum normalen Preismodell darstellt; und sei es nur für temporäre Aktionen. Es ging vorher bei 2D Boy gut, woher die Jungs von Wolfire die idee nahmen, und es ging bei ihnen gut.

Würden sie nicht wollen, dass die Käufer einen Cent zahlen können, würden sie einfach einen Mindestpreis festlegen. Aber ich gehe davon aus, es ist ihnen lieber, dass solche Leute ihren Cent ausgeben, als dass sie es sich schwarz besorgen. Auch wenn die Humble Bundler bei einer PayPal-Zahlung dann draufzahlen, weil die Gebühren dort einfach völlig überzogen sind. Die Möglichkeit ist da, die darf genutzt werden. Das ist legitim und es steht keinem zu, diese Leute zu kritiesieren, die das dann nutzen. Ich hab es in den zwei Wochen auf diversen Seiten gesehen, dass manche anderen vorschreiben sollen, wie viel sie zu zahlen haben und ab welchem Betrag sie einfach nur Schmarotzer wären. Woher sie sich das Recht dazu nehmen, wenn es möglich ist, erschließt sich mir nicht.

Wie gesagt, würde man das verhindern wollen, könnte man einfach einen Mindestpreis festlegen und die Grenze nur nach oben lassen. Ähnlich wie es bei dem Spiel Trauma gehandhabt wird. Aber das ist meines Erachtens nichts, das Pay What You Want entspricht. Oder man könnte es wie die anderen Bundles machen, die in der Vergangenheit aufgetaucht sind. Das 5 for $5 Bundle (zur Zeit nicht erreichbar) z.B., oder das Indie Games Summer Six Pack. Bei ersterem gab es fünf Spiele für 5 $ zu kaufen, später sogar noch eins gratis dabei. Das zweite Angebot verkaufte sechs Spiele für 10 $, für die Hälfte bekam man es, wenn man es auf Facebook empfohlen hat. Beide wurden von den jeweiligen Verantwortlichen als Erfolg bezeichnet. Aber mit den festen Preisen nimmt man sich auch die Möglichkeit, viel mehr Umsatz zu machen. Man sieht am Humble Bundle, wie viel einige Menschen hergeben. Ob das jetzt Entwickler, sonstige Firmen oder normale Menschen sind, sei mal dahingestellt, aber wenn jemand mehrere tausend Dollar auf den Tisch legt um Indie-Entwickler und Wohltätigkeitsvereine mit einem Klick zu unterstützen, dann ist das äußerst positiv und spricht für das System. Außerdem haben die beim Humble Bundle auch ihre eigene Methode, den Preis nach oben zu treiben: Das Hinzufügen des älteren Bundles, das man nur bekommt, wenn man den Durchschnitt überbietet. Das hat den Durchschnitt von unter 4 $ bei Windowsnutzern auf fast 5 $ erhöht.

Was man auch nicht außer Acht lassen darf ist der unheimliche Werbefaktor, den so eine Aktion hat. Das Humble Bunlde #3 ging quer durch alle Social Networks, durch Blogs, Chats und was weiß ich noch alles. Da werden Personen auf Spiele aufmerksam, die sie vorher nicht kannten. Klar, ein Braid oder ein World of Goo braucht so eine Publicity nicht, aber Spiele wie Steel Storm, Revenge of the Titans und Splot können es gebrauchen. Ich wusste nicht einmal, dass Frozenbyte Splot neben Trine 2 in Entwicklung hat. Ich habe nie vorher von PuppyGames gehört und doch kommt von denen eines der für mich besten Tower-Defense-Games. Ich hätte mir auch andere Spiele niemals gekauft. Crayon Physics Deluxe ist für mich beispielsweise kein 20$-Spiel. Deren PWYW-Aktion habe ich letztes Jahr leider verpasst, aber jetzt konnte ich es für einen für mich angemessenen Betrag nachholen, und das Spiel überzeugt mich. Ich werde daher ein Auge auf kommende Spiele des Entwicklers haben. Das hat neben dem eingespielten Geld also auch noch eine Art Werbeeffekt.

Und auch wenn man sieht, dass von Bundle zu Bundle der durchschnittlich gezahlte Betrag gesunken ist, für das HIB #3 wurden in den ersten sechs Stunden insgesamt 200.000 $ gezahlt. Nach 24 Stunden war die halbe Million geknackt. Das ist für Spiele, die sonst als Nische gelten schon eine Leistung. Gerüchten zufolge soll so manches Wii-Spiel nicht mal an solche Summen herankommen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass das nächste Bundle kommt. Allerdings sollten die sich mit ihren Gratis-Spielen etwas zurückhalten, so viel wie jetzt beim Bundle dazukam… Das schürt die Erwartungen, dass das beim nächsten Bundle ähnlich läuft. Das könnte irgendwann nach hinten losgehen, wenn die Möglichkeit nicht da ist. Außerdem finde ich es auch schade, dass die meisten Entwickler, die bei den Bundles involviert waren, nur dafür DRM-freie Versionen angefertigt habe. Kauft man ihre Spiele aber außerhalb der Bundles, haben sie selbst DRM und wenn auch nur in Form eines Keys oder einer Registrierung. Das wirkt ein wenig so, als stünden sie gar nicht hinter der DRM-Freiheit.

Aber wie auch immer, ich bin gespannt, wann das nächste Bundle kommt und wie die Spielauswahl sein wird. Zum Abschluss noch drei Tabellen, die ich für eine Zahlenspielerei erstellt habe. Daran erkennt man ein wenig die Entwicklung des Humble Bundles.

Käufer Differenz zum letzten Bundle Differenz zum Bundle 1
HIB #1 138.813
HIB #2 232.855 67,75% 67,75%
Frozenbyte Bundle 183.219 -21,32% 31,99%
HIB #3 372.356 103,23% 168,24%
Ø-Preis Differenz zum letzten Bundle Differenz zum Bundle 1
HIB #1 $9,18
HIB #2 $7,84 -14,60% -14,60%
Frozenbyte Bundle $4,97 -36,61% -45,86%
HIB #3 $5,82 17,10% -36,60%
gesamter Umsatz Differenz zum letzten Bundle Differenz zum Bundle 1
HIB #1 $1.273.613,80
HIB #2 $1.826.587,41 43,42% 43,42%
Frozenbyte Bundle $910.423,77 -50,16% -28,52%
HIB #3 $2.167.696,62 138,10% 70,20%

Seiten: 1 2

7 Kommentare

  1. Aber es ist schon auffällig, dass mit steigenden Verkaufszahlen der Durchschnittsbetrag immer weiter gesunken ist. Je mehr Leute aufmerksam werden, desto höher scheint der Anteil derer zu werden, die es nur aus Jux für 1 Dollar oder noch weniger kaufen.
    Es gab anscheind auch Leute die sich massenweise Keys für 1 cent gekauft haben, um sie dann nachher gegen andere Sachen zu tauschen. Habe gehört, dass die Leute die sowas für 1 cent kaufen im Endeffekt eher Geld kosten, da für die ganzen Kreditkartensachen und die Downloads ja auch Kosten anfallen. Echt unmöglich, manche Leute.

    Bei 5 Dollar für 5 Spiele, war den Leuten im Durchschnitt jedes Spiel also 1 Dollar wert, ist das die Aussage?
    Wäre zumindest die pessimistische Interpretation.

    btw. Cortex Command ist so genial…

    Antworten
  2. Interessant ist, dass bei den weiteren Bundlen der Durchschnittspreis sank. Möglicherweise dachten mehr Leute, dass es okay sei, weniger zu zahlen, da ja sowieso genug andere etwas mehr zahlen – was sie am jeweils vorigen Bundle sehen konnten an den Zahlen(was beim ersten Bundle nicht möglich war, da noch keine Vorerfahrungen). Oder aber es waren einfach auf Grund der höheren Zahlen, wie Miew es meinte, mehr Leute dabei, die für einen Cent oder einen Euro kauften.

    Hierbei muss man natürlich bedenken, dass solche Leute es sonst vielleicht gar nicht gekauft hätten – also kein Geld verloren ging, da ein Euro noch immer besser ist wie keiner. Kann man so genau natürlich nicht sagen und trifft sicher auch nicht auf alle zu und die 1-Cent-Käufer schadeten ja auch sicher. Da müsste man sich mit PayPal einigen, dass die solche Aktionen vielleicht auch unterstützen und keine Gebühren erheben. Oder man setzt den Mindestwert so, dass nach den Paypalgebühren noch ein Cent mindestens an Erlös rauskommt.

    Interessant sind die Windowsnutzer – die haben wohl schon genug andere teuere Windowssoftware zu kaufen, so dass sie weniger Geld übrig haben. Linuxnutzer und Macnutzer wechselten sich ja ab, an der Spitze. Vermutlich weil Linuxuser einfach mehr Geld haben weil sie durch Linux so viel sparen. Und Macnutzer haben sowieso genug Geld, wenn sie sich Macware leisten können.

    Ich habe jedenfalls nicht gekauft, hatte ich ja irgendwo schon mal erwähnt. Ich unterstütze zwar auch gerne mal Indiespiele, aber auch nur solche, die ich dann tatsächlich Spiele. Habe aber sowieso wenig Zeit und das meiste fällt nicht in meinen Interessensbereich. Von daher nicht gekauft und einfach aus Spass für einen Cent kaufen mache ich ungern. Ist ja trotzdem dann rausgeschmissenes Geld, wenn man nie etwas davon spielt.

    Antworten
    • Ach so. Fast hätte ich es vergessen:
      Auf der einen Seite natürlich schön, dass Mojang, die ja selber klein anfingen und gut Geld verdienten, die anderen Indieentwickler unterstützen. Aber dennoch auch negativ zu betrachten. Die sollten lieber gescheite Werbeaktionen sich kaufen, sonst sieht das so wie „rausgeschmissenes Geld“ aus, wenn man das so am Fließband dort macht und mehrmals für mehrere tausend Euro kauft. Ärgert sicher einige der Minecraftfans, die ja wohl eher wollen, dass damit die Entwicklung der Spiele von Mojang – vor allem Minecraft – finanziert wird. Aber letztendlich können sie es natürlich selber entscheiden, was sie mit ihrem verdienten Geld machen. Ein mal mit einem hohen Beträg hätte aber gereicht, finde ich. Den dann halt gern auch etwas höher. Wenn man dann überboten wird hat man halt Pech gehabt.

      Antworten
  3. Das PWYW-Konzept ist einfach eine super Sache!
    Du hast ja eigentlich schon alles genannt. Es gibt Leute, die echt tief in die Tasche greifen, den es nicht weh tut etwas mehr zu zahlen oder die die Indieszene einfach unterstützen wollen.
    Andererseits können andere Spieler, die nur bestimmte Spiele gut finden oder einfach weniger Kohle haben, nach ihrem eigenen Ermessen bezahlen.
    Eine sehr schöne und legale Alternative zu den bösen Kopien ^^
    Wie du bereits sagtest, gibt es eben kein Limit, sowohl nach oben als auch unten. Wenn man nun also Leuten, die einen Cent bezahlen Vorwürfe macht, müsste man dies auch bei den tun, die 2000 bezahlen. 2000 ist für ein Indiespiel oder auch ein Bundle an sich einfach zu viel und übertrieben. Aber genau das ist doch das Konzept. Die Aktion heißt ja nicht „pay what you want, but not less than 5 $!“
    Super Artikel, Sephix! o.o/

    Antworten
  4. @Miew und Luth
    Ich denke, was die 1-Cent-Sache angeht, hab ich von meiner Seite aus alles dazu geschrieben. Die Möglichkeit ist da, es wird von den Machern nicht begrenzt, daher ist es meines Erachtens legitim und es steht eigentlich keinem zu, die Leute zu kritisieren, die das dann nutzen. Anders sieht’s dann natürlich bei denen aus, die das im „großen Stil“ machen und den Kram weiterverkaufen, aber auch dagegen gehen die Macher nicht vor. Wie man sieht, funktioniert es eben auch mit solchen Leuten.

    @Sevie
    Right. DAS Humble BUndle ist Pay What You Want in Reinform. Es gibt bzw. gab andere Entwickler, die haben einen minimalen Preis festgelegt, der die PayPal-Gebühren deckt, aber da ist das Modell dann schon wieder limitiert. Und ein „Pay what you want. But if you paid less than we would like you to pay we’ll rape you until you shit coins“-Bundle will wohl niemand.

    Antworten
  5. Wobei man aber sagen muss, dass das HIB2 nur draufgelegt wurde für die, die mehr als der Durchschnitt zahlen. =) Oder vielleicht sollte man lieber sagen spenden? Praktisch gesehn ist es ja das selbe wie zu sagen „Hier habt ihr 5 Spiele geschenkt, spendet ihr nun was?“

    Vielleicht könnte man beim nächsten mal auch stattdessen sagen „Pay what (you think) it’s worth“. Dann würde sich für die 1cent Leute nämlich die Frage stellen „Wenn es dir nur 1 cent deines Geldes wert ist, wieviel Zeit willst du dann überhaupt in die Spiele stecken?“ Einen Cent zu verdienen dauert ja selbst beim niedrigsten Stundenlohn heruntergerechnet höchstens wenige Sekunden, von daher frage ich mich echt was sich die Leute dabei denken die so wenig bezahlen.Aber wahrscheinlich halten die sich auch noch für clever. X) Sollen sie es doch gleich irgendwo ziehn, da Schaden sie wenigstens den Entwicklern nicht noch mit.

    Antworten
    • Wobei man aber sagen muss, dass das HIB2 nur draufgelegt wurde für die, die mehr als der Durchschnitt zahlen. =)
      Schrieb ich doch im Text.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong> <img src="" alt="">