Kantige Echos in den Kristallchroniken
Vor einer Weile hab ich es endlich geschafft, günstig Final Fantasy Crystal Chronicles: Echoes of Time zu bekommen — zuerst in der Wii- dann der DS-Version. Gestern habe ich den finalen Boss in der DS-Version besiegt- Was liegt da näher, als meine Leser an meiner Meinung teilhaben zu lassen? Außerdem wurde ich gestern schon drauf angesprochen, ich soll wieder mehr über Games schreiben. Ja, meine zwei, drei Fans sind rotzfrech zu mir und schreiben mir vor, was ich zu tun habe. Anyway, meine Meinung ist hier wichtig. Meine Meinung zum Game. Lies es!
Echoes of Time war der mir noch fehlende Teil der mit derzeit sechs Titeln besetzte Spin-Off-Serie. Da mir alle mehr oder weniger zugesagt haben, vom urpsrünglichen mal abgesehen, hatte ich doch recht hohe Erwartungen. Da trugen die guten Kritiken auch ein wenig zu bei. Jedenfalls bin ich etwas zwiegespalten, ob ich es gut oder schlecht finden soll. Einerseits hat es eine wunderbare Präsentation und eine tolle Welt mit schöner Atmosphäre, andererseits leidet es unter gravierenden Mängeln.
Ich sollte vielleicht erwähnen, dass Ring of Fates (RoF) für mich den bisher besten Teil der Kristallchroniken darstellt, daher wohl auch meine Kritik an der Story von Echoes of Time (EoT). Das Problem für mich dabei ist, dass ich hier einen Chrakter erstelle, der einem der typischen CC-Rassen entspricht, und dieser kein Wort spricht. Er ist eine leere Hülle, der jederzeit ersetzt werden kann. Er ist Mittel zum Zweck — nicht, um die Story weiterzubringen, sondern einzig zur Interaktion vorhanden. Mag komisch klingen, aber ich mag es einfach nicht, wenn ich in einem RPG eine stumme Hülle vorgesetzt bekomme. Es ist klar, dass die dazu da sind, damit man sich mit denen identifiziert, aber das funktioniert einfach nicht. Das Ganze erscheint mir dadurch noch merkwürdiger, weil der stumme Char eigentlich ein wichtiges Element in der Story einnimmt. Da passt eins nicht zum anderen. In Ring of Fates wurde das mit den Hauptchars doch wesentlich besser gelöst. Allerdings — und das klingt vermutlich jetzt schizophren — gefällt mir die Story richtig gut. Sie ist nicht ganz so vorhersehbar und bietet ein, zwei überraschende Wendungen. Spoilern möcht ich aber nicht, deswegen hak ich den Punkt ab: Schöne Story.
Was mir an dem Titel richtig gut gefällt, ist die Präsentation. Optisch wirklich gelungen und die vorgerenderten Zwischensequenzen mit Sprachausgabe sorgen für die Atmosphäre. Die Sprachausgabe ist erstaunlicherweise sogar ziemlich gut geraten. Ich bin kein Fan von englischen Synchronisationen bei japanischen Games, aber bei der Final Fantasy funktioniert das ja eigentlich immer recht gut. Grafisch darf man selbstverständlich vom DS keine Glanzleistungen erwarten, aber die Entwickler haben viel aus dem kleinen Gerät rausgekitzelt. Ich finde es nur erstaunlich, dass das von keinem mir bekannten Kommentar dazu bemängelt wurde, denn anscheinend wurde da versucht zu viel zu erreichen. Regelmäßig hab ich Slowdowns erlebt und ich meine nicht zwei bis drei Sekunden, sogar teilweise schon wesentlich längere. Immer dann, wenn viele Gegner und/oder auch viele Effekte dargestellt werden. Also entweder leidet mein DS an extremer Altersschwäche oder es hat niemanden außer mir gestört. Ist aber schon sehr nervig.
Was mich auch ein wenig gestört hat, ist die Eintönigkeit im Kampfsystem, aber das war bei RoF schon nicht anders. Man prügelt sich in bester Hack-and-Slay-Manier durch die immer gleichen Gegner, die direkt immer wieder da sind, wenn man mal kurz den Raum verlässt und wieder betritt. Das gleiche Problem besteht bei den Rätseln, die aus simplen, aber oft langwierigen Verschiebe-Aufgaben bestehen. Um die vernünftig erledigen zu können, muss man auch zwangsweise den ganzen Raum von den Gegnern säubern. Unschön. Die Bosskämpfe sind dagegen sehr interessant gemacht. Zwar hilft dort auch oft bloßes Draufhauen, aber bei einigen muss man das auch nach System machen. Und im Gegensatz zu 4 Heroes of Light muss man hier auch seine magischen Fähigkeiten benutzen. Ohne das Heilen oder Ausnutzen der elementaren Schwächen der Gegner hat man teilweise keine Chance, sie schnell zu besiegen. Und auch Hilfe von anderen Abenteurern ist unbedingt von Nöten, schließlich ist das, wie schon erwähnt, auf Multiplayer ausgelegt. Aber auch als einsamer Wolf kann man das Spiel zocken, man kann sich nämlich in der Stadt weitere Chars erstellen, die man dann mit auf die Reise nimmt. Bis zu drei kann man dabei haben. Doof nur, dass sie zwar im Kampf eine tolle Hilfe, aber im Endeffekt dumm wie Brot sind. Wenn man hier mal einen Block verschiebt, dort mal eine Urne hinstellt, laufen die KI-Helfer wie die letzten Deppen dagegen und verschieben es dadurch auch nicht selten. Das macht einige Rätsel ungleich schwerer, weil man auch noch immer aufpassen muss, wo sich die Kasper befinden.
Sehr nervig ist auch die feste Kamera, mit der man oft gar keinen Überblick hat und Entfernung schlecht bis gar nicht abschätzen kann. Wie oft bin ich in Abgründe gesprungen, obwohl so sicher zu sein, dort zu laden, wo ich hinwollte? Oft! Zum Glück stirbt man da nicht gleich, sondern bekommt nur einige Lebenspunkte abgezogen. Die KI-Gefährten rutschen übrigens auch des Öfteren in Abgründe. Das ist nur so nervig, weil es einfach Zeit kostet. Zeit, die man besser investieren könnte. Z.B. in das Sammeln von Materialien zum Waffen oder Rüstungen herstellen oder zum Leveln oder zum Nebenquests erledigen oder oder oder.
Im Großen und Ganzen kann ich aber sagen, dass es trotz der Mängel ein recht gutes Game ist, was mir durch seine schönen Zwischensequenzen den Frust an den Slowdonws und den Todesprüngen genommen hat. Und vor allem war es für die paar Euro ein nettes Spielerlebnis, das allerdings nur gute 12 Stunden lang war. Allerdings hab ich auch so gut wie keine der optionalen Aufgaben erledigt und bin auch nicht auf Materiallienjagd gegangen, um mir die beste Ausrüstung schustern zu lassen. Die Wii-Version habe ich ja wie gesagt auch, allerdings hab ich die nur kurz eingelegt, um bestätigen zu können, dass das ein Blödsinn sondergleichen ist. Ich erkenne auf meinem TV so gut wie nichts. Aber da ich die DS-Version durch habe, brauch ich das auf der Wii auch nicht zu zocken.
22. Dezember 2010 um 23:10
Gut, dass du nicht darauf eingegangen bist, dass die Wii-Version des Spiels der quasi erste NDS-Emulator für die Wii ist.
Und von mir jetzt genug gehetzt. Den Kristallchroniken kann ich bis jetzt nicht wirklich was abgewinnen. “The Crystal Bearers” sieht ganz interessant aus, aber mich gelüstet halt immer irgendwie nach einem traditionellen Final Fantasy der alten Schule.
P.S.
den ersten Kommentar bitte löschen. Fehlerteufel-Cookie-falscheMailadresse-Alarm und so. Thx in Advance
22. Dezember 2010 um 23:15
Bei der abgefuckten Wii-Version lohnt es sich gar nicht, da groß Worte zu verschwenden. Das Einzige, was man wissen muss: Wii-Version = Shit, DS-Version = gut! ;)
Die Chroniken sind natürlich nichts für Leute, die RPGs wollen. Das sind eben Action-Adventures, die hier und da RPG-Elemente haben. Man merkt auch sehr stark, dass sie stark auf die jüngere Zielgruppe ausgerichtet sind.